An erster Stelle ist da die Personalfrage. Woher sollen die 600 Pädagoginnen und Pädagogen plus 250 Betreuerinnen kommen, die für die Umsetzung benötigt werden? Laut Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Gemeindebundchef Johannes Pressl sollen die Einstiegshürden gesenkt werden.
So sollen Mitarbeiter etwa Praxis im „eigenen“ Kindergarten und die Ausbildung parallel dazu machen können. Außerdem wolle man regional auch Wiedereinsteigerinnen ansprechen, Gespräche mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) hätten schon begonnen. Weiters hoffe man bei der Schaffung des Angebots auch auf die Wirtschaft – so können beispielsweise Klein- und Mittelbetriebe Tagesmütter oder -väter beschäftigen.
Gruppengrößen
Die Politik hofft zudem darauf, dass verbesserte Arbeitsbedingungen das Interesse an Jobs im Betreuungsbereich steigern könnten. Denn ab September 2024 soll die Gruppengröße im Kindergarten maximal 22 Kinder betragen – das erfordert 150 neue Gruppen. In Kleinkindgruppen soll der Schüssel 1:5 statt bisher 1:8 sein. 15.000 Euro Förderung macht das Land zusätzlich an Förderung pro Gruppe und Jahr locker.
Die zweite Frage: Wird das alles reichen für eine Gesellschaft, die sich im Wandel befindet? Experten der Arbeiterkammer NÖ haben da Zweifel, gerade was die Betreuung der Kleinsten betrifft.
Aktuell liegt die Betreuungsquote bei den Einjährigen in NÖ bei 14,7 Prozent. Der Österreich-Schnitt liegt bei 26,4 Prozent, in Wien sind sogar 49,5 Prozent der Einjährigen in Kinderkrippen. Schon jetzt würden immer mehr Eltern die kurze, einkommensabhängige Variante des Kinderbetreuungsgeldes in Anspruch nehmen und brauchen bereits mit dem ersten Geburtstag ihres Kindes einen Platz. Und bereits jetzt würde die Nachfrage das Angebot übersteigen.
„Gerade rund um Wien gibt es zwar mehr Krippen, aber trotzdem lange Listen“, sagt AK-Expertin Regina Gottwald-Knoll. Können die Kleinkindbetreuungsgruppen künftig kostenlos besucht werden, steige die Nachfrage weiter. „Aktuell wird es aufgrund der finanziellen Situation auch mehr Druck geben, dass Frauen rasch wieder arbeiten“.
Die AKNÖ kritisiert daher auch, dass es weiter keinen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz gibt.
Starkes Stadt-Land-Gefälle
Zudem müsse die Nachmittagsbetreuung gerade am Land weiter ausgebaut werden. Aktuell müssen drei Kinder einer Gruppe eine Betreuung benötigen, damit der Kindergarten länger offen hält – was aber im Zuge der Reform geändert und ab einem Kind angeboten wird. „Besser wäre hier aber eine Grundversorgung“, sagt Gottwald-Knoll. Denn hier gebe es ein starkes Stadt-Land-Gefälle. So bleiben in Waidhofen/ Ybbs 13 Prozent der Kinder zum Mittagessen, in Mödling sind es 88 Prozent.
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