Hochwasser-Opfer: 150 Millionen Euro Soforthilfe für 7.000 Familien
Die Hochwasser-Katastrophe vergangenen September hat Tausenden Opfern in Niederösterreich ihr gesamtes Hab und Gut genommen. Die Flut hat Existenzen vernichtet.
Bis diese Woche Dienstag, hat das Land Niederösterreich bereits 150 Millionen Euro an Soforthilfe an die Opfer ausbezahlt. "7.000 Familien haben bis heute bereits rasche Hilfe erfahren“, erklärte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Mittwoch im Rahmen eines Termins zum Hochwasserschutz in Lanzenkirchen (Bezirk Wiener Neustadt).
Um die Vielzahl an Schäden möglichst rasch erfassen zu können, arbeiten die Kommissionen auch an den Wochenenden durch. "Wir haben etwa 21.000 betroffene Gebäude im Bundesland, die durch das Hochwasser Schaden genommen haben“, sagt Pernkopf.
Sobald bei den Kommissionen Ausmaß und Höhe der Hochwasserschäden entsprechend dokumentiert ist, "haben die betroffenen am nächsten Tag bereits das Geld am Konto“, spricht der LH-Vize von möglichst unbürokratischer Hilfe.
Hunderte Millionen Euro für kaputte Dämme
Das enorme Ausmaß des Hochwassers spiegelt sich in den Zahlen wieder. Während beim Jahrhunderthochwasser 2002 etwa 50.000 Einsatzkräfte in Niederösterreich tagelang halfen, waren beim Unwetterereignis im heurigen September 95.000 im Einsatz. In den am stärksten vom Unwetter betroffenen Gebieten werden sich die Reparaturen und Instandsetzung der Dämme und Hochwasserschutzbauten mit "mehreren Hundert Millionen Euro“ zu Buche schlagen, so die derzeitigen Schätzungen der Experten.
700 Liter Regen in Frankreich und Italien
Wetterextreme wie jenes im September stellen den Hochwasserschutz auch in Niederösterreich vor völlig neue Herausforderungen, weiß Dietmar Pichler, Leiter der Abteilung Wasserbau im Land NÖ. In den am stärksten betroffenen Gebieten haben Regenmengen von 200 Liter pro Quadratmeter bereits solch verheerende Ausmaße gehabt wie zuletzt. "Bei den heurigen Unwettern in Frankreich oder Italien sind 700 Liter Regen in 48 Stunden gefallen, also mehr als dreimal soviel. Das bereitet uns schon gewisse Sorge“, erklärt Pernkopf.
Dass jeder investierte Euro in den Hochwasserschutz Sinn mache, würden auch Beispiele aus dem Bezirk Wiener Neustadt zeigen, hieß es bei einem Lokalaugenschein entlang der Leitha. Lanzenkirchen hat in den Jahren 2017/18 einen fünf Kilometer langen Schutzdamm errichtet. "Dadurch sind wir dieses Mal glücklich und ohne Schäden davon gekommen“, sagt Bürgermeister Bernhard Karnthaler.
Auch das Hochwasser-Rückhaltebecken in Katzelsdorf habe Ortschaften wie Lichtenwörth oder Zillingdorf weiter flussabwärts davor bewahrt "abzusaufen“.
Landesbudget wird überzogen
Um die Auszahlung aus dem Katastrophenfonds an die Geschädigten voranzutreiben, ermöglicht das Land NÖ nun auch eine weitere Überziehung des Landesbudgets. In der Landtagssitzung morgen, Donnerstag, soll der Rahmen auf bis zu 600 Millionen Euro erweitert werden, kündigt ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger an.
"Um schnellstmöglich zu überweisen, streckt das Land die Kosten vor. Es ist noch zu früh, um endgültig abzuschätzen, wie hoch alle Schäden sein werden. Damit aber auch weiter rasch und unbürokratisch geholfen werden kann, wird der Landtag die Überschreitung des Budgets genehmigen", so Danninger.
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