Hinrichtung in NÖ: Ungarn geben den Tatverdächtigen nicht frei
Fünf Monate nach den tödlichen Schüssen auf den 34-jährigen Fatih E. am Parkplatz des Cine Nova-Kinocenters in Wiener Neustadt wartet die heimische Justiz immer noch auf die Auslieferung des dringend Tatverdächtigen.
Die ungarischen Behörden wollen Hasan D. (42) wegen einer – im Vergleich zu der Bluttat – Bagatelle verurteilt wissen, bevor sie ihn an die österreichische Justiz ausliefern.
Dem Mordverdächtigen wird in Ungarn wegen illegalen Waffenbesitzes der Prozess gemacht, bestätigt Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Das Verfahren betrifft den Fund der möglichen Tatwaffe.
Schüsse aus nächster Nähe
Deshalb kann es noch Monate dauern, bis die Mord- und Tatortermittler des NÖ Landeskriminalamtes in dem Fall endlich ihrer Arbeit nachgehen können.
Hasan D. steht im dringenden Verdacht, am 24. September 2023 seinen Widersacher wegen hoher Schulden am Parkplatz des Kinocenters in Wiener Neustadt mit mehreren Schüssen hingerichtet zu haben. Er war einige Stunden nach der Bluttat auf seiner Flucht rund 430 Kilometer vom Tatort in Wiener Neustadt entfernt am ungarischen Autobahngrenzübergang Röszke der Polizei ins Netz gegangen.
Waffe und Munition im Auto
Er hatte versucht, sich über die Grenze in Richtung Serbien abzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits international nach ihm gefahndet worden.
Wie die ungarische Polizei bekannt gab, wurde im schwarzen BMW X5 des Mannes auch die mutmaßliche Tatwaffe des Mordes sichergestellt. Eine Pistole vom Typ Walther mit zwei Stück scharfer Munition in der Waffe und 35 Stück Patronen am Sitz daneben.
Ermittler reisten nicht nach Ungarn
Das ist auch der Grund, weshalb Hasan D. immer noch im Gefängnis des Stadtgerichtes Szeged sitzt. Seine Auslieferung ist nämlich so lange aufgeschoben, bis die ungarische Justiz ihr Verfahren gegen den Mordverdächtigen wegen des illegalen Mitführens einer Schusswaffe abgehandelt hat, bestätigt Habitzl. Dem 42-Jährigen drohen in Ungarn deshalb mehrere Monate Haft oder eine bedingte Strafe. Erst danach wird der Verdächtige an Österreich ausgeliefert.
Auf eine Einvernahme des 42-Jährigen in Ungarn durch die nö. Mordermittler habe man bislang verzichtet. Der Wiener Rechtsanwalt des Tatverdächtigen habe nämlich zu verstehen gegeben, dass sich sein Mandant zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern wird.
Geschäfte am Naschmarkt
Hasan D. ist in Polizei- und Justizkreisen jedenfalls bestens bekannt. Seit einigen Jahren bewegt sich der Chef eines türkischen Supermarktes und Fleischhandelsbetriebes auf einem schmalen Grat zwischen Gesetzesbruch und Legalität. Bereits im Jänner 2023 wurde der 42-Jährige am Landesgericht Wiener Neustadt zusammen mit seinem Sohn wegen Betrugs zu 14 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Der Tatverdächtige und das Opfer der Bluttat kennen einander von diversen Geschäften am Wiener Naschmarkt. Aus diesem Business sollen auch die Schulden stammen, die Hasan D. angeblich bei Fatih E. angehäuft hatte. Am Abend der Bluttat hatten sich die beiden Männer zu einer Aussprache beziehungsweise Übergabe von 500 Euro auf dem Kinoparkplatz verabredet.
Begleitet wurde das Opfer von einem Freund. Der 38-jährige Tschetschene gilt als Augenzeuge des Mordes als wichtige Auskunftsperson. Seinen Angaben nach habe Hasan D. aus dem Pkw heraus die Schüsse abgefeuert.
Der Schütze soll nicht alleine im Pkw gesessen sein. Auf die Frage, ob es einen möglichen Komplizen gab, halten sich Staatsanwalt und Mordermittler aus "ermittlungstaktischen Gründen" bedeckt.
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