Handydaten für sicheren Bergsommer werden analysiert
Um gesund zu bleiben, ist Abstand halten im heurigen Sommer wohl das wichtigste Gebot. Alleine dieses Argument würde für den niederösterreichischen Bergsommer sprechen.
Eingeölte Körper wie in einer Sardinendose am Strand von Caorle oder einen malerischen Sonnenaufgang am Ötscher hautnah erleben? Wer in Zeiten von Corona eher auf Distanz gehen möchte, der muss nicht weit reisen.
Damit man sich aber an den nö. Attraktionen und Ausflugszielen nicht zu nahe kommt, setzt das Land in Zukunft auf ein richtungsweisendes Projekt.
Anpassung des Angebots
Mithilfe von Handydaten werden Besucherströme in Echtzeit analysiert. Man will aus den Ergebnissen die Schlüsse ziehen und das touristische Angebot entsprechend anpassen.
Wandern ist im Sommer das Motiv Nummer eins für einen Ausflug in Niederösterreich, weiß Tourismus-Landesrat Jochen Danninger (ÖVP). Laut dem Politiker nehmen die Gastrobetriebe damit Schätzungen zufolge von Mai bis Oktober 30 Millionen Euro ein.
Auch wenn der Wegfall der klassischen Bus- und Seniorengruppen aus Angst vor Corona derzeit schmerzt, eröffnet dieser Sommer neue Möglichkeiten. Noch nie war das Bedürfnis größer, sich fernab der Massen in der freien Natur zu bewegen, sagen Danninger und Miriam Aigner-Köthe vom Verband alpiner Vereine (785.000 Mitglieder).
„Wer überfüllten Stränden entfliehen möchte, der ist in Niederösterreichs Bergen auf der sicheren Seite“, erklärt Danninger. In den vergangenen Wochen wurde zur Beratung der Museen, Schlösser, Bergbahnen, Mountainbike-Parks, Freibäder und anderer Hotspots die Taskforce „Sicher rausgehen in NÖ“ eingerichtet.
„Seither wurden mehr als 1.000 telefonische Beratungen durchgeführt“, so Danninger. Vom Corona-Handbuch für Ausflugsziele gibt es bereits die 4. Version und mehr als 1.000 versendete und heruntergeladene Exemplare.
Kooperation mit TU Graz
Weil uns das Thema Abstand halten noch lange begleitet, wird laut Redl der Lenkung von Besuchergruppen in Zukunft immer größere Bedeutung zukommen. Handydaten sollen nun dabei helfen, Bewegungsströme von Touristen aufzuzeigen – und darauf reagieren zu können.
Die Basis dafür liefert das Grazer Unternehmen Invenium in Zusammenarbeit mit der TU Graz und dem Mobilfunkanbieter A1 Telekom. Letzterer hat bereits zu Beginn des Corona-Lockdowns der Regierung Infos zu den Bewegungsströmen der Österreicher geliefert.
So konnte nachvollzogen werden, ob die Ausgangsbeschränkungen auch ernst genommen werden. Invenium agiert mit den anonymisierten Daten eingeloggter Mobiltelefone.
Mit Hochrechnungen und Algorithmen wird berechnet, wie viele Personen sich beispielsweise rund um eine der Attraktionen aufhalten, wo sie herkommen und wo sie danach hinfahren.
Wertvolle Informationen
Außerdem gibt es für die Touristiker wertvolle soziodemografische Informationen über das Geschlecht, Alter oder Herkunft der Besucher. Eine Analyse des Mountainbike-Parks Wexl Trails in St. Corona am Wechsel hat ergeben, dass die Besucherzahl im Juni 2019 auf Juni 2020 von 18.240 auf 26.180 explodiert ist.
Wenn sich anhand der Bewegungsströme zeigt, dass das Gros der Gäste nach dem Ritt im Bikepark eine bestimmte weitere Attraktion in der Region aufsucht, könne man beispielsweise mit entsprechenden Ticket-Angeboten oder Packages reagieren.
Was die Wexl Trails anbelangt, hat sich gezeigt, dass der Großteil der Besucher aus NÖ, Wien und der Steiermark stammt, aber sogar Biker aus Salzburg, Kärnten und Oberösterreich den Weg auf den Wechsel finden.
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