Raketenangriffe wie derzeit etwa in Kiew sind eine Seite der Kriegsführung, versteckte Cyberattacken gegen Atomkraftwerke, die Wasserversorgung oder Gaspipelines die andere. Fast alle militärischen Konflikte der letzten Jahre haben im Cyberraum begonnen. Auch ein friedliches Land wie Österreich ist vor der unsichtbaren Gefahr nicht mehr gefeit.
Dass hierzulande neben Panzern und Munition auch mehr Cyber-Fachkräfte benötigt werden, ist dem Verteidigungsministerium bewusst. Deshalb wurde an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt im September der neue Fachhochschul-Bachelorstudiengang „Militärische informations- und kommunikationstechnologische Führung“ gestartet.
Eine Frau
23 Männer und eine Frau sollen dabei die Basis erlernen, um in Zukunft als IKT-Offiziere des Bundesheeres digitale Gefahren abzuwehren. „Damit wir Bedrohungen wie hybride Konflikte, Cyberangriffe oder einen Einsatz von Drohnen – alles Bestandteile moderner Kriegsführung – entsprechenden Widerstand leisten können“, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Zwei Jahre lang hat das Entwicklungsteam mit Unterstützung der Fachhochulen Wr. Neustadt und dem Technikum Wien die Inhalte und das Curriculum entwickelt. Das Besondere daran: Man biete nicht nur eine technische Ausbildung, sondern habe sie mit der militärischen Führungsausbildung „verheiratet“, sagt der Studiengangsleiter, Oberst Georg Kunovjanek. „Ziel ist es, einen Offizier auszubilden, der sich in der technischen und militärischen Welt zurechtfindet“.
Das Studium legt die Basis für drei große Bereiche der Informations- und Kommunikationstechnologie-Truppe. „Alles, was Einheiten ermöglicht, miteinander Daten und Sprache auszutauschen“, erklärt Kunovjanek. Der zweite Aspekt betreffe alle Inhalte der elektronischen Kampfführung. „Das reicht von der Ortung feindlicher Führungseinrichtungen, bis hin zum Unterbinden der gegnerischen Kommunikation mit einem Störer“, sagt der Oberst.
Die Cyberkräfte ermöglichen die Kommunikation aller Waffengattungen untereinander und garantieren somit koordinierte Einsätze.
Militärisches Grundnetz
Die dritte Säule umfasst die IT-Sicherheit, also den Schutz der eigenen Systeme vor einem fremden Zugriff. Auch das Thema Blackout ist bei der Ausbildung allgegenwärtig. „Der Staat ist nur so lange handlungsfähig, solange die Kommunikation funktioniert. Fällt die Infrastruktur dafür aus, ist das Bundesheer in der Lage, eine Ersatzkommunikation anzubieten. Also parallel zum zivilen auch ein militärisches Grundnetz“, betont Kunovjanek.
Die Cyber-Spezialisten sind dafür verantwortlich, dass im Krisenfall diese Netzwerke reibungslos funktionieren. Daher stellen die IKT-Kräfte auch eine Schlüsselrolle im Assistenzeinsatz dar. „Wir können nur anderen helfen, wenn wir selbst führungsfähig bleiben“, sagt der Studiengangsleiter.
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