Habsburger sperren Kletterer aus dem Giftschlangen-Paradies
Die (illegalen) Sportkletterer am Emmerberg nahe der Hohen Wand (Bezirk Wiener Neustadt) haben mit einer Population giftiger Hornvipern nicht nur einen „natürlichen Feind“. Auch das Adelsgeschlecht der Habsburger ist auf die Bergkraxler nicht gut zu sprechen. Der Bericht über die Giftschlangen-Problematik in dem Naturparadies hat das Adelsgeschlecht als Grundeigentümer veranlasst, das Klettern in dem Naturparadies gänzlich zu untersagen. Auf bergsteigen.com, einer der größten Kletter-Plattformen im Netz, findet sich seit vergangener Woche der Hinweis, dass der Grundeigentümer das Klettern in den Felsen untersagt und die Sicherungshaken entfernt werden.
Naturhistorisches Museum
Der Fall zieht damit weite Kreise. Wie vom KURIER berichtet, gelten die Prossetwände am Emmerberg in der Gemeinde Winzendorf als beliebtes Ziel für Sportler. Als im vergangenen Jahr jedoch Kletterer eine spannende und zugleich beunruhigende Entdeckung machten, bekam die Sache eine gewisse Eigendynamik. Während einer Tour stießen sie auf eine giftige Hornviper. Weil diese Giftschlangen so weit nördlich in Europa sonst nicht vorkommen, erweckte der seltene Fund die Aufmerksamkeit der führenden Schlangen-Expertin des Naturhistorischen Museums, Silke Schweiger. Die Zoologin und ihr Team fuhren zum Emmerberg und fingen tatsächlich sechs Hornvipern für eine Untersuchung. Wie die DNA-Überprüfung ergab, sind die Tiere südosteuropäischer Herkunft.
Terrarientiere
Es handelt sich vermutlich um Terrarientiere, die in dem felsigen Gelände ausgesetzt wurden. Sie dürften sich in dem Terrain wohlfühlen und vermehren. Eine Diplomandin der Universität Wien startet sogar eine Diplomarbeit über die Population.
Von all diesen Vorgängen allerdings nicht informiert, war die Forstverwaltung und damit Grundeigentümerin Alejandra Habsburg-Lothringen. Dem Adelsgeschlecht gehören 600 Hektar Wald und die dazu gehörige Eigenjagd in den Fischauer Vorbergen. Über dem Familienbesitz thront hoch über der Prossetschlucht die verfallene Burgruine Emmerberg – ein beliebtes Ausflugsziel bei Spaziergängern und Wanderern auf 583 Meter Seehöhe.
Mit der Sportkletterei in dem Naturparadies habe man laut Forstverwalter Martin Schmölz freilich wenig Freude. „Ohne, dass wir als Grundbesitzer jemals gefragt wurden, hat man einfach Haken in die Felswände eingebohrt“, sagt Schmölz. Es gäbe dazu eine eindeutige Judikatur, dass dies ohne Einverständnis des Grundbesitzers ein Rechtsbruch sei.
Bei der Recherche im Internet ist der Forstverwalter dann sogar darauf gestoßen, dass die Prossetwände auf den einschlägigen Seiten als „Klettergarten“ angepriesen werden. Die Routen durch den Fels sind mit Schwierigkeitsgraden und Namen wie „Heil der Eiche“, „My Pagan Fatherland“ oder „Grindloch“ genau beschrieben. Man habe deshalb sofort reagiert und die Betreiber der Internetforen aufgefordert, auf das Kletterverbot hinzuweisen. Mittlerweile wird in den Foren auch heftig über das „Vertreiben der Kletterer“ diskutiert. „Die Hornvipern sind jedenfalls eine willkommene Abschreckung und unterstützen das Vorhaben“, lautet einer der Kommentare.
Dass jemand damit andeutet, die Tiere seien bewusst ausgesetzt worden, um die Klettersportler zu vertreiben, ist für Martin Schmölz absurd. „Wir haben es ja selbst erst von einem Tierarzt aus der Region erfahren.“
Seit einigen Tagen warnt jedenfalls die Gemeinde Winzendorf in einem Infoschreiben an die Bürger vor der Giftschlangen-Population.
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