Grundwasser flutet Häuser in Oberzögersdorf (NÖ): "Niemand hilft uns"
Peter Spielvogel steht bis zu den Unterschenkeln im Wasser. „Nur noch sieben Zentimeter, dann hat es den Zählerkasten“, ist er besorgt. Jeden Tag steigt der Pegel der beiden Badeseen in Oberzögersdorf (Bezirk Korneuburg) um rund zwei Zentimeter an, und mit ihm das Wasser in den Häusern, die rundherum liegen. Denn die Unwetter ließen das Grundwasser in dem Gebiet rapide hochgehen, eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht.
„Niemand hilft uns“, sagt Spielvogel. Und seine Nachbarn sind derselben Meinung. Denn die Siedlung mit rund 60 Häusern hat einen Sonderstatus in der Gemeinde: Sie ist im Privatbesitz, ergo müssen sich die Bewohner seit jeher selbst um die Infrastruktur kümmern. Was auf Nachfrage bei der Stadt auch, wie die Anrainer kopfschüttelnd erzählen, für die Bekämpfung des Hochwassers gelte.
Kampf ohne Mittel
Wobei man schnell an Grenzen gestoßen sei, wie Gerhard Kaufmann berichtet. „Wir brauchen professionelle Gerätschaften, um das Wasser loszuwerden“, sagt er. Mit Haushaltspumpen würde man dem Wasser lediglich kurzfristig Herr. Notwendig wäre eine Ableitung, zum Beispiel in den naheliegenden Sechtelbach. Womit die Bewohner vor dem nächsten Problem stehen.
„Wir mussten dafür um eine wasserrechtliche Bewilligung ansuchen“, ärgert sich Spielvogel. Auf diese warte man noch immer. Währenddessen dringe das Wasser unaufhörlich in die Gemäuer ein. In Kaufmanns Keller wölben sich bereits Wände, Fliesen haben sich abgelöst. Bis der Pegel auf natürliche Weise absinkt, brauche es drei bis vier Monate. „Seit dem Bau der Stockerauer Schnellstraße kann das Wasser nicht mehr einfach abfließen“, weiß er. Und die Zeit dränge, wie auch Spielvogel klarmacht: „Im Winter friert uns hier alles auf“, befürchtet er weitere Konsequenzen.
Seitens der Stadtgemeinde betont man, die Anrainer mit Pumpmaßnahmen zu unterstützen – dies sei allerdings erst dann möglich, wenn die behördliche Bewilligung vorliege. „Die Stadtgemeinde Stockerau versucht auch nach dem Hochwasserereignis, alle Bürgerinnen und Bürger bei deren Anliegen zu unterstützen, so auch jene der Siedlung Zögernsee. Als Akutmaßnahme wurden beispielsweise bereits 21 Paletten mit knapp 500 Sandsäcken vor Ort zur Verfügung gestellt“, heißt es auf KURIER-Anfrage. Des Weiteren sei mit dem Obmann des Siedlungsvereins Zögernsee erörtert worden, mit welcher Vorgangsweise eine Hilfestellung der Stadtgemeinde erfolgen kann.
Warten auf Bewilligung
Im Zuge dessen habe man die Bewohner auch bei der Antragsstellung bei der BH unterstützt. Laut Gesetz könne diese nur durch die Eigentümer der Siedlung erwirkt werden. „Der Antrag liegt nunmehr bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft zur Bearbeitung auf“, so der Status quo.
Indes kämpfen die Zögernsee-Anrainer weiter selbst gegen die Fluten. Mit Nasssaugern und Pumpen versucht man, den Schaden zu begrenzen. Denn von Versicherungen und Hilfsfonds würde man bei einem Grundhochwasser keinen Cent sehen.
„Wir haben das alles schon mehrmals durchgemacht“, so Spielvogel, der seit 1978 ein Haus in der Siedlung hat. Bisher habe die Stadtgemeinde immer geholfen – seit dem politischen Machtwechsel von SPÖ zu ÖVP 2019 fühlen sich die Bewohner aber allein gelassen.
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