Mit gestohlenem Schmuck der Ehefrau Schulden bezahlt: Dafür gab es noch Schläge

Mit gestohlenem Schmuck der Ehefrau Schulden bezahlt: Dafür gab es noch Schläge
Syrer soll Goldschmuck geraubt und verkauft und seine Ehefrau mehrfach misshandelt haben - er muss für drei Monate hinter Gitter.

Die Kommunikation mit dem Angeklagten gestaltet sich von Anfang an schwierig. Obwohl er angibt, seit sieben Jahren in Österreich zu arbeiten, spricht der 35-jährige Syrer kaum Deutsch. Aber auch den vom Gericht bestellten Dolmetsch versteht der Mann schlecht. An seine letzte Wohnadresse vor der Verhaftung wegen Gewalttätigkeiten gegen seine Ehefrau könne er sich nicht mehr erinnern, gibt der 35-Jährige dann zu Protokoll. 

Beim Diebstahl ertappt

Immerhin weiß er noch, dass er in Wiener Neustadt lebte. Beim Wohnsitz vor dem Umzug dorthin gibt es noch weit größere Unsicherheit. War es Linz oder Lienz? Die Frage lässt sich am Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt nicht zweifelsfrei klären.

Dafür ist sich der Syrer in einem anderen Punkt ganz sicher: Die von der Staatsanwaltschaft gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien allesamt unrichtig. Er habe keineswegs Goldschmuck seiner Ehefrau im Wert von rund 1.400 Euro gegen deren Willen an sich genommen und ihn dann auch nicht in Wien verkauft, um seine Schulden zu bezahlen.

Arrangierte Ehe?

Geschlagen und bedroht habe er die Gattin ebenfalls nicht, als ihn diese beim Diebstahl ertappte. Und auch nicht in zahlreichen weiteren Fällen, als er die Frau außerdem getreten, bespuckt, erniedrigt und ihr angedroht haben soll, sie mit heißem Kaffee zu übergießen.

An all diese Misshandlungen während der angeblich arrangierten Ehe erinnert sich das Opfer allerdings noch lebhaft. "Hat es oft Streit gegeben?", will die vorsitzende Richterin vom Angeklagten wissen. "Nie", meint dieser. "Wir waren glücklich, haben viel gemeinsam unternommen." Man habe "diskutiert, wie das in einer Ehe üblich ist", Gewalt sei dabei aber nie im Spiel gewesen. Seine Schwester und deren Tochter bestätigen dies auch als Zeuginnen.

"Freiwillig überlassen"

Die beiden wollen auch dabei gewesen sein, als die Ehefrau dem 35-Jährigen ihren Schmuck freiwillig überlassen habe, um ihn zu Geld zu machen. "Haben Sie aus Liebe geheiratet", fragt die Richterin nach. "Ja", antwortet der Syrer. "Ich habe alle Papiere fertig gemacht, bin in den Sudan zu ihr gefahren und wir haben geheiratet." Wie man sich kennengelernt habe? "Ich habe ihren Bruder gekannt."

In Österreich sei die Ehe noch einmal erneuert worden, gibt der Angeklagte zu Protokoll. Auch nach Wiener Neustadt sei er nur übersiedelt, um dem Wunsch seiner Frau nachzukommen. "Ich habe dafür meinen Job gekündigt", sagt er.

Der Schöffensenat hält seine Darstellung offenbar für wenig glaubwürdig. Der bislang noch unbescholtene 35-Jährige wird zu 22 Monaten Haft verurteilt, drei davon unbedingt. Rechtskräftig.

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