Alle drei Fraktionen haben am Wahlabend bereits deutlich gemacht, Gespräche zur Fortsetzung einer gemeinsamen Stadtregierung führen zu wollen. Die Grünen (9,5 %) lehnen diese strikt ab.
Im Stadtparlament wird es auf jeden Fall bunter als bisher. Die Liste Kanber Demir und die Neos haben je ein Mandat erzielt und den Einzug geschafft.
"Das ist kein Ergebnis, das wir uns gewünscht haben, aber es ist ein Ergebnis, mit dem wir die Zukunft unserer Stadt weiterhin federführend gestalten können. Ich bin dankbar und demütig, dass wir unser Ziel, Erster zu werden, mit großem Abstand erreicht haben“, so Schneeberger in einer ersten Reaktion am Wahlsonntag.
Man nehme den Auftrag der Wähler gerne an, als Erster mit den anderen Parteien über die Fortsetzung der bunten Zusammenarbeit zu verhandeln, erklärt der 74-jährige Stadtchef, der in dem Ergebnis auch den Auftrag sieht, einer künftigen Regierung als Bürgermeister vorzustehen.
Erster Zugewinn seit 20 Jahren
SPÖ-Vizebürgermeister Rainer Spenger sieht das hauchdünne Plus von 0,3 Prozent gegenüber 2020 als "Erfolg“. "Wir haben das erste Mal seit 20 Jahren wieder dazu gewonnen, auch wenn es nicht viel ist.“
Auf Bundesebene habe es keinerlei Rückenwind der SPÖ gegeben, deshalb sei man angesichts der Umstände mit dem Wahlergebnis "zufrieden". Auch für Spenger sei eine Fortsetzung des bunten Miteinanders mit ÖVP und FPÖ "eine Option“.
Drittstärkste Kraft
Motiviert vom guten Abschneiden der FPÖ auf Bundesebene hat Spitzenkandidat Philipp Gerstenmayer im Wahlkampf sogar den Anspruch auf das Bürgermeisteramt in Wiener Neustadt gestellt. Auch wenn er am Sonntag ein Plus von 6,6 Prozent eingefahren hat, bleibt die FPÖ jedoch ganz klar hinter ÖVP und SPÖ nur die drittstärkste Kraft in der Stadt. Gerstenmayer erklärte, für Gespräche zu einer Regierungsbildung in Wiener Neustadt zur Verfügung zu stehen.
Erfolgreich im Wählertopf der vielen Zuwanderer und besonders der türkischen Community hat Kanber Demir gefischt. Der frühere SPÖ-Mandatar hatte sich abgespalten und war zuletzt als freier Gemeinderat im Stadtparlament. In einigen Wahlsprengeln mit hohem Migrationsanteil, die bei früheren Wahlen klar von der SPÖ dominiert wurden, konnte Demir mit seiner Liste "Gemeinsam für Neustadt“ den Sozialdemokraten das Fürchten lehren. Dort erzielte er Ergebnisse von weit über 20 Prozent.
Ostumfahrung fand kaum Niederschlag
Die Neos sehen sich als Newcomer im Gemeinderat als eine Art "Aufpasser“. Wie Spitzenkandidat Bernhard Lutzer erklärt, wolle man für mehr Transparenz sorgen und "dem Bürgermeister auf die Finger schauen“.
Entgegen vieler Erwartungen, scheint sich das Brennpunkt-Thema "Ostumfahrung" in Wiener Neustadt nicht spürbar im Wahlergebnis niedergeschlagen zu haben. Die protestierenden Umfahrungsgegner hatten wochenlang dazu aufgerufen, ÖVP, FPÖ und SPÖ für das Straßenprojekt bei der Wahl abzustrafen und stattdessen die Grünen zu unterstützen. Die Umweltpartei legte allerdings nicht zu, sondern verlor 0,4 Prozent gegenüber der Wahl 2020.
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