40 Jahre später regiert in Bad Vöslau noch immer die Liste Flammer mit knapper absoluter Mehrheit (19 Mandate). Spitzenkandidat am 26. Jänner ist Bürgermeister Christian Flammer, Sohn von Listengründer Alfred Flammer. Der Slogan „Gemeindepolitik ohne Parteipolitik“ sei auch heute noch ein Erfolgsrezept.
"Frei von Parteizwängen"
„Wir haben den Vorteil, frei von Parteizwängen arbeiten und uns ganz auf die Themen im Ort konzentrieren zu können“, betont Flammer. Nachteil sei, dass es im Hintergrund keine Landesorganisation mit finanzieller Unterstützung gibt. Das Wahlziel? „Die Absolute halten oder noch ausbauen.“
Diesmal ist aber neben SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen und Neos ein weiterer Mitbewerber am Start. Die neue „Liste Bad Vöslau“ mit Spitzenkandidat Alexander Steinmeyer präsentiert sich ebenfalls unabhängig und will einige Mandate erreichen.
Finanzmittel als Problem
Ganz ähnliche Voraussetzungen gibt es im nur wenige Kilometer entfernten Leobersdorf. Dort ist die Liste Zukunft seit 35 Jahren die bestimmende Macht, hält aktuell 14 von 25 Mandaten. Bürgermeister ist seit 2012 Andreas Ramharter. „Es ist ein Vorteil, sich unabhängig von einer Partei auf Themen der Gemeinde konzentrieren zu können. Bei uns engagieren sich Menschen, die auf Bundes- oder Landesebene ganz unterschiedlich wählen, hier aber zusammenarbeiten“, so Ramharter. Ohne Partei sei es aber schwerer, zu Finanzmitteln zu kommen.
Die Verteidigung der „Absoluten“ hat auch Ramharter als Wahlziel ausgegeben. Aber auch hier tritt eine neue Bürgerliste erstmals an. Brisant: bei „Leobersdorf.Jetzt“ ist mit Harald Sorger der frühere Vizebürgermeister der Zukunft an Bord.
Vorkämpferin
Eine der längstdienenden Listen im Land ist zweifellos die Perchtoldsdorfer Bürgerliste mit Spitzenkandidatin Gabriele Wladyka. Im Jahr 1985 war sie gemeinsam mit ihrer Mutter Herta Kunerth in den Gemeinderat eingezogen. „Damals noch als eine der ersten Gruppen der ,Vereinten Grünen‘ in ganz Österreich“, erinnert sich Wladyka.
Anfang der 1990er-Jahre wurde dann eine Bürgerliste daraus, Kunerth blieb bis ins hohe Alter im Gemeinderat aktiv. Aktuell hält man fünf Mandate. „Wir wären schon zufrieden, wenn es bei diesen fünf bleiben würde“, sagt Wladyka angesichts härterer Konkurrenz durch FPÖ und einer neuen Liste im Ort.
Gedanken, die sich Franz Schöber aus Leitzersdorf (Bezirk Korneuburg) erstmals nach vielen Jahren nicht machen muss. Seine Bürgerinitiative Großgemeinde Leitzersdorf, die mit Schöber jahrelang den Bürgermeister stellte, steht am Sonntag nicht mehr zur Wahl. „Uns gibt es seit 30 Jahren, wir müssen uns auf neue Beine stellen.“
Geben wird es die BGL aber weiterhin, „und wo es Probleme gibt, werden wir uns auch mit Aussendungen zu Wort melden“, verspricht Schöber. Er sieht die Zukunft der Listen in NÖ, trotz einer immer bunteren Parteienlandschaft, gesichert. „Die Leute trauen sich heute viel mehr zu“, so Schöber.
Kommentare