Grüne in NÖ: "Wir sind landesweit angekommen"

"Wenn man in Niederösterreich drittstärkste Partei wird, 30 Prozent mehr Gemeinderätinnen und Gemeinderäte hat und die Anzahl der Vize-Bürgermeister sich verdoppelt, kann man zufrieden sein“, bilanzierte Helga Krismer, Landessprecherin der Grünen in NÖ, nach den Gemeinderatswahlen 2020 zufrieden.
Die Vorzeichen für den 26. Jänner 2025 sind andere. Während die Grünen 2019 bei den Nationalratswahlen knapp 14 Prozent erreichten und danach in die Bundesregierung einzogen, setzte es im Vorjahr einen Absturz auf 8,2 Prozent, und die grünen Tage in der Regierung dürften gezählt sein.
Trotzdem sieht Krismer in der aktuellen Bundespolitik keinen Nachteil: „Ich kann mir vorstellen, dass einige auf Gemeindeebene ein Kreuz bei uns machen, um ein Zeichen zu setzen.“ Bei den Grünen „weiß ich zumindest, was ich habe und bekomme“.
Dass die Grünen vor allem im urbanen Raum verankert sind, sieht Krismer nicht mehr: „Wir sind in ganz Niederösterreich angekommen.“ Landesweit gehen 116 Gruppen für die Grünen ins Rennen, mit über 1.900 Kandidaten gebe es etwa ein Drittel mehr als 2020. Mehr als die Hälfte seien weiblich.

Krismer ist seit 2010 Vizebürgermeisterin in Baden (in Koalition mit Seniorpartner ÖVP) und holte vor fünf Jahren 19 Prozent. Das Ziel ist wieder der Einzug in die Stadtregierung.
Junge Klimaaktivistin
Jüngste grüne Kandidatin in NÖ ist die Mödlinger Schülerin Lea Igelspacher, die am heutigen Freitag ihren 18. Geburtstag feiert. Sie tritt auf Listenplatz 29 an. Igelspacher ist deutsche Staatsbürgerin, hat ihren Hauptwohnsitz aber in der Stadt. Sie war schon früh politisch interessiert, sagt sie. „Mit 13 bin ich zu Fridays for Future gegangen, dann wurde ich von den Grünen angesprochen, ob ich kandidieren möchte. Da habe ich mir gedacht, dass es cool wäre, sie zu unterstützen.“

Die Mödlingerin Lea Igelspacher ist mit 18 die jüngste Kandidatin
Themen wie Klimaschutz und -wandel sind ihre Hauptanliegen: „In Mödling wären Anpassungen – wie klimatisierte öffentliche Räume – wichtig, um Hitzetoten vorzubeugen.“ Auch mehr Platz für Jugendliche und öffentliche Treffpunkte wünscht sich die 18-Jährige. Und eine städtische Bibliothek, die mit Wiener Büchereien kooperiert. Denn: "Ich lese sehr viel.“
"Dass sie die jüngste Kandidatin in Niederösterreich ist, adelt unsere Liste natürlich“, sagt Spitzenkandidat Rainer Praschak. "Mich freut es, wenn wir auch EU-Bürger wie Lea unter unseren Kandidaten haben.“
"Emanzipation“
Älteste Kandidatin der Grünen in NÖ ist Karin Troschke in der Gemeinde Wienerwald (Bezirk Mödling). Die 85-Jährige war als Restauratorin im Museum der Stadt Wien und im Museum Moderner Kunst tätig, unterrichtete danach 23 Jahre lang Papierrestaurierung an der Akademie der Bildenden Künste. Sie wisse „aus Erfahrung, wie schwierig es ist, sich als Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft durchsetzen zu können“, sagt Troschke. Bei den Grünen sehe sie dieses Problem nicht: „Die Emanzipation der Frau nimmt hier einen wichtigen Stellenwert ein, sie wird gefördert.“

Die 85-jährige Karin Troschke tritt in Wienerwald an
Seit 1989 lebt sie mit ihrem Mann – der in der Gemeinde engagiert für den Amphibienschutz eintritt, und den man deshalb als „Krötenmann“ kennt – mit Hühnern, Enten und Schafen im Wienerwald.
Jüngster Spitzenkandidat der Grünen im Land ist der 1999 geborene David Fürtinger in Natschbach-Loipersbach (Bezirk Neunkirchen). Unter 30 sind auch die Listenersten Nico Schranz in Strasshof an der Nordbahn (Bezirk Gänserndorf) und Paul Mühlbauer in Neulengbach (Bezirk St. Pölten-Land).
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