Gekommen, um nicht zu bleiben

Gekommen, um nicht zu bleiben
Rund 2.000 Geflüchtete aus der Ukraine fanden in Pfarren Zuflucht / Solidarität und Spendenbereitschaft sind groß

„Fahrt, so rasch wie ihr könnt“ – Ende Februar ist der Krieg in der Großstadt Riwne in der West-Ukraine angekommen. Die Englisch-Lehrerin Natalija macht sich schweren Herzens mit ihren beiden Töchtern, ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Nichte auf den Weg Richtung Westen. Ihr Mann und ihr Vater bleiben zurück. „Wir hatten ein ganz normales Leben“, sagt Natalija. Nie hätte sie gedacht, dass sie zum Flüchtling werden könnte, dass das passieren könnte.

Zuflucht findet sie im Bezirk Mödling. Seit einigen Wochen ist die Familie in der Pfarre Münchendorf untergebracht. „Sie haben mir erzählt, dass sie sich seit ihrer Ankunft hier nicht mehr als Flüchtlinge, sondern als Menschen fühlen. Das ist eine gute Nachricht in dieser Zeit“, sagt Klaus Schwertner, Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien. Das Engagement ist groß. Mehr als 2.000 Menschen werden aktuell durch Pfarren oder pfarrnahe Personen intensiv betreut, rund 500 Ehrenamtliche sind in 200 Pfarren engagiert.

Gekommen, um nicht zu bleiben

Pfarrsekretärin Brigitte Sziveli (re.) kümmert sich um Natalija und deren Tochter Daria

Hilfe und Integration

Die Pfarren leisten aber nicht nur Akuthilfe, sondern auch einen Beitrag zur Integration, betont Schwertner. In Münchendorf gibt es etwa regelmäßigen Austausch bei Kaffee und Kuchen und dreimal pro Woche Deutschkurse.

Die „gute Seele“ in Münchendorf ist Pfarrsekretärin Brigitte Sziveli: „Im Ort wohnt schon seit einigen Monaten eine Ukrainerin. Sie hat uns um Hilfe gebeten, weil drei Familien mit Kindern bei ihr aufgetaucht sind“. Daraus sind 39 Geflüchtete geworden, die im Pfarrhof und bei Privaten untergebracht werden konnten. Die Familien seien glücklich, hier zu sein, aber „sobald es geht, wollen sie alle zurück“, sagt Sziveli. Ein Anliegen sei den Gästen auch, etwas beizutragen. „So haben sie uns zu einem Osterfest eingeladen, das war ihnen sehr wichtig, etwas zurückzugeben.“ Sie bewundere die Fröhlich- und Freundlichkeit der Ukrainerinnen, aber „ich weiß ja nicht, wie sie sich fühlen, wenn sie alleine sind. Sie haben ihre Angehörigen zurückgelassen und wissen nicht wann und ob sie sie wiedersehen. Diese Sorgen können wir ihnen leider nicht abnehmen“, sagt Sziveli.

Natalija versucht mit ihrer früheren Klasse Kontakt zu halten, täglich gibt es „Unterricht“ mittels Internet, die Schüler sind über ganz Europa von Spanien bis in die Ukraine verstreut. Auch in Münchendorf würde sie gerne mitarbeiten, da gibt es aber noch rechtliche Hindernisse. Die Hoffnung, nur „einige Wochen“ wie anfangs gedacht, hierbleiben zu müssen, hat sie aufgegeben. Auch Caritas-Direktor Schwertner betont: „Diese Hilfe wird noch lange gebraucht werden, die dritte große Welle ist gerade voll im Gange.“

www.caritas.at/ukraine

Kommentare