Gas-Krise: Nein zu Fracking in Niederösterreich
Aufbrechen, aufreißen – schon die Herkunft des Wortes Fracking lässt vermuten, dass es sich bei dieser Form der Erdgasgewinnung um kein schonendes Verfahren handelt: Unter hohem Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tief gelegene Schiefergestein-Schichten gepresst. Bricht das Gestein auf, kann Erdgas entweichen und so gefördert werden.
So weit die Theorie. Schon vor zehn Jahren dachte die OMV darüber nach, diese Technologie im Weinviertel einzusetzen – was sofort massiven Widerstand aus der Bevölkerung hervorrief. Denn Fracking genießt nicht unbedingt einen guten Ruf: In Teilen Europas ist es aus Umweltschutzgründen verboten. Zu groß ist die Angst vor Chemikalien, die in Böden und Grundwasser eindringen könnten, und vor Erdbeben.
Doch das aktuell fehlende Erdgas aus Russland machte das umstrittene Verfahren auch hierzulande wieder zum Thema; ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner lässt das Potenzial der Gasförderung prüfen, was auch Fracking umfasst – und viele Ängste in der Bevölkerung, vor allem im Weinviertel, wieder zutage fördert.
Für Brunners Parteikollegen in Niederösterreich ist Fracking jedoch kein Thema. „Keiner weiß, wie viel Erdgas überhaupt vorhanden ist“, sagt Landtagspräsident Karl Wilfing, der selbst im Weinviertel zuhause ist. Zwar wurde im steirischen Leoben ein Verfahren entwickelt, das ohne Chemikalien auskommen soll, ob dieses jedoch greife, wisse man bisher nicht. „So lange das alles nicht geklärt ist, sagen wir dazu Nein“, stellt Wilfing klar.
Für LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf sind die Diskussionen ein „Ablenkungsmanöver“ der Bundes-Grünen – auch wenn sich diese ebenfalls gegen Fracking ausgesprochen haben. Denn es gebe Methoden, die man viel schneller umsetzen könnte.
- Status quo: Fracking ist in Österreich nicht verboten, braucht jedoch eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Die OMV bestreitet, Fracking zu erwägen
- Ressource: Laut Angaben der FPÖ, die sich auf die OMV beruft, lagern im Wald- und Weinviertel 300 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Der jährliche Bedarf liegt in Österreich bei neun Milliarden Kubikmetern
- 4.500 Meter tief liegen in Österreich jene Tonsteine, in denen das Erdgas als Schiefergas enthalten ist
Seine erste Wahl dabei wäre der Ausbau von Biogasanlagen. Pläne für ein entsprechendes Projekt gebe es bereits in Wieselburg. Dabei werden Rückstände aus der Landwirtschaft – zum Beispiel jene Teile von Mais, die ansonsten nicht verarbeitet werden – für die Erzeugung von Gärgasen genutzt. „Anlagen dafür wären schnell gebaut“, argumentiert Pernkopf. „Ich bin dafür, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir gleich umsetzen können“, sieht er hier Potenzial.
Was es für mehr Biogasanlagen jedoch brauche, wäre eine Weichenstellung durch die Bundespolitik. „Wir verhandeln seit Mai“, sagt Pernkopf, doch seitens des grünen Umweltministeriums stehe man auf der Bremse. Warum? Das lässt sich für die ÖVP nur so erklären: „Das Fracking schadet den Bauern, Biogasanlagen würden ihnen nutzen“, ortet man „Klientelpolitik“.
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