Es war einmal ein Schloss, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hatte: Seine Mauern waren feucht, die Fassade bröckelte unaufhaltsam vor sich hin. Und auch der verwilderte Schlosspark ließ nicht vermuten, dass sich hier einst die Adelsfamilien zur sommerlichen Jagd trafen.
Eine Geschichte, die auch traurig hätte enden können. Doch für das Schloss Marchegg gab es glücklicherweise ein Happy End: Es wurde für die niederösterreichische Landesausstellung um satte 11,2 Millionen Euro generalsaniert. Noch bis 13. November kann man die Ausstellung besuchen, dann schließt das Schloss vorerst seine Pforten.
Doch keinesfalls, um wieder in einen Dornröschenschlaf zu sinken: Ab April wird es das Gemeindeamt beherbergen. Außerdem werden die weitläufigen Räumlichkeiten künftig für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, und auch weitere Ausstellungen sind geplant.
Alter Glanz
„Es sind nur mehr Kleinigkeiten zu erledigen, damit der Gemeindebetrieb übersiedeln kann“, sagt Felix Reinicke, der die Landesausstellung für die Gemeinde koordiniert hat. Und er muss es wissen, denn der gelernte Architekt war bei der Verwandlung des Schlosses vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan federführend.
14 Monate waren für die Sanierung vorgesehen, ein straffer Zeitplan. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles so gut ausgeht“, sagt Reinicke. Unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes wurde das Schloss wieder auf Vordermann gebracht, ebenso wurde ein Teil der Stadtmauer saniert. Schon in der Planungsphase bedachte man die spätere Nutzung der Räumlichkeiten mit, sodass nur ein paar Zwischenwände, Installationen und Malerarbeiten fehlen, um einen Teil des Schlosses kurzerhand von einem Museum in die Gemeindestube zu verwandeln. So wird beispielsweise die Kartenverkaufsstelle künftig als Bürgerservice dienen.
Der Großteil der Nutzfläche, rund 1.000 Quadratmeter, wird künftig jedoch Platz für Veranstaltungen bieten. „Wir haben viele Veranstaltungsräume mit großer Flexibilität“, schildert Reinicke. Von Seminaren bis zu Hochzeiten ist im Schloss dann alles willkommen. Und auch der Park und der Speicher, in dessen Erdgeschoß das Heimatmuseum untergebracht ist, können genutzt werden. „Wir haben bereits Anfragen“, freut sich Reinicke. Gemanagt wird der Veranstaltungsbetrieb künftig von der Schloss Marchegg GmbH, einer Tochtergesellschaft der Gemeinde.
Wobei: Nicht nur Marchegg soll auf lange Sicht von der Landesausstellung profitieren, sondern die gesamte Region. Laut dem Land NÖ wurden 15 Millionen Euro in Projekte investiert, die das Marchfeld als Ausflugsziel attraktiv machen sollen.
Neues Image
„Das Marchfeld kann eine Tourismusregion sein“, ist Reinicke überzeugt, und zwar nicht nur für Tagestouristen. Denn mit seinen Schlössern und länderübergreifenden Radwegen biete die Region mehr als genug Attraktionen, um hier einen Urlaub zu verbringen. Durch einen Schulterschluss aller Gemeinden will man daher weiter am neuen Image des Marchfeldes feilen. Nachholbedarf sieht Reinicke bei Nächtigungsbetrieben, von denen es mehr bräuchte.
Doch zurück zum märchenhaften Schloss Marchegg, das 2023 wieder seine Pforten für Besucher öffnen wird: Auf rund 350 Quadratmetern wird es Ausstellungen geben, zunächst zur 750-jährigen Schlossgeschichte und zur Generalsanierung, dann zum einzigartigen Naturreservat, das Marchegg umgibt. Auch Naturführungen werden weiterhin angeboten, immerhin zählt Marchegg Jahr für Jahr mehr Störche als das burgenländische Rust.
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