Freizeitpark auf Herbergssuche: Unternehmer will 100 Millionen investieren

Freizeitpark auf Herbergssuche: Unternehmer will 100 Millionen investieren
Weinviertler sucht im Süden von Wien nach rund zehn Hektar Fläche für sein ungewöhnliches Abenteuerpark-Projekt.

Investitionen von rund 100 Millionen Euro und 140 Arbeitsplätze. Wie schwierig kann es sein, Interessenten für ein Projekt dieser Größenordnung zu finden? Sehr schwierig, sagt Erich Fletzberger. Der Unternehmer aus dem Bezirk Mistelbach behauptet, ein solches Konzept zur Verfügung zu haben, aber kein geeignetes Grundstück für dessen Realisierung finden zu können.

Konkret geht es um die Idee einer Erlebniswelt, die sich von vorhandenen Freizeitparks unterscheiden soll. "Für die ganze Familie, aber auch für ältere Menschen und Firmen, ohne technische Attraktionen. Alle Fahrgeschäfte werden mit Muskelkraft betrieben. Zentrale Attraktion ist eine riesige Wasserwelt", erzählt Fletzberger. Ziel sei es, die Besucher "zurück zur Natur und zum spielerischen Lernen und Erleben zu führen".

Mindestens zehn Hektar Fläche seien dafür notwendig, meint der Unternehmer. Bevorzugte Region wäre der Süden von Wien bis Wiener Neustadt. "Weil wir dort auch das Einzugsgebiet Burgenland, Ungarn und Slowakei abdecken." Als Konkurrenz zum burgenländischen "Familypark" in St. Margarethen sehe er sein Projekt dennoch nicht: "Wir wären eher eine Ergänzung."

Geringe Bodenversiegelung

Dass Natur und Tiere in seinem Konzept eine zentrale Rolle spielen, zeige auch die geringe Bodenversiegelung von nur fünf bis sechs Prozent der Gesamtfläche. Entstehen soll "ein idyllisches, fantasy-angehauchtes Dorf, das als Hotel für die Gäste dient, aber auch als Unterkunft für Mitarbeiter und Künstler. Mit Rathaus, Kirche, Gastwirtschaft, Schule, Geschäftsstraße und Handwerkshäusern."

Freizeitpark auf Herbergssuche: Unternehmer will 100 Millionen investieren

Erfahrung im Entertainment-Bereich bringt Erich Fletzberger mit. Als Organisator der „Strohzeit“ in Wien Anfang der 2000er-Jahre lockte er in zwei Monaten über 200.000 Besucher mit einem wesentlich kleineren Programm an. Danach habe er gemeinsam mit seiner Familien zahlreiche Freizeitparks auf der ganzen Welt bereist, um Erfahrungen zu sammeln, erzählt er. Sein Fazit: „In herkömmlichen Freizeitparks stellt man sich eine halbe Stunde oder länger bei Fahrgeschäften an, um dann ein paar Sekunden lang zu fahren.“ Das soll in seinem Park anders sein.

250.000 Besucher pro Jahr

Die Finanzierung sei bereits gesichert, sagt der Weinviertler. Internationale Investoren würden mehr als 100 Millionen Euro garantieren. Laut dem ebenfalls bereits vorliegenden Businesskonzept rechne man mit rund 250.000 Besuchern jährlich. "Das sollten wir locker schaffen", ist Fletzberger überzeugt. Man setze auf Familien, die "sich einen 14-tägigen Urlaub nicht mehr leisten wollen oder können, aber gerne Kurzausflüge machen."

Ihnen sollen auch Musicals mit bekannten Künstlern geboten werden, geplant seien verkleidete Artisten sowie eine Lagerfeuerarena mit Grill und Livemusik. Außerdem sollen Incentive-Programme für Firmen den Park beleben. Das Hotel könne man Wien-Touristen anbieten, die günstige Quartiere außerhalb der Stadt suchen.

"Ganzjahresbetrieb"

"Die bauliche Gestaltung der Bereiche und die Art des Angebots von vielen Attraktionen ermöglichen einen nahezu lückenlosen Ganzjahresbetrieb und eine hohe Besucherfrequenz bei Schlechtwetter, Regen und Schnee", ist Fletzberger überzeugt. 

Freizeitpark auf Herbergssuche: Unternehmer will 100 Millionen investieren

Erich Fletzberger

Kontakte gebe es zu mehreren Gemeinden, konkretes Angebot liege aber noch keines vor, sagt Erich Fletzberger. Unter anderem sei man am Areal der ehemaligen Westernstadt "No Name City" in Wöllersdorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land) interessiert. "Mit dem Grundeigentümer haben wir gesprochen und wären uns prinzipiell auch einig, aber von der Gemeinde gibt es leider kein Interesse", bedauert der Unternehmer.

Problem Flächenwidmung

Das verwundert Wöllersdorfs Bürgermeister Gustav Glöckler (ÖVP) allerdings. "Ich kann mich nicht erinnern, dass mir ein solches Projekt schon einmal präsentiert worden wäre. An eine angebliche 100-Millionen-Euro-Investition in meiner Gemeinde würde ich mich aber wohl erinnern", sagt er auf KURIER-Nachfrage.

Glöckler stellt klar: "Wenn jemand mit einem tragfähigen Konzept und dem Grundstückseigentümer zu mir kommt, dann werde ich mir das natürlich gerne anhören." Er gibt jedoch zu bedenken: "Eine Änderung der Flächenwidmung für das Areal ist nicht mehr so einfach wie früher, das grenzt heutzutage schon an eine Doktorarbeit."

Dennoch wäre er an einer Belebung der ehemaligen Westernstadt natürlich sehr interessiert, versichert Glöckler: "Ich bin seit 2010 Bürgermeister und seither gab es leider noch kein vernünftiges Konzept dafür. Mir geht es vor allem um die Lebensqualität der Anrainer und die Auswirkungen auf die Gemeinde. Wenn wir einen Nutzen daraus ziehen und Nachhaltigkeitseffekte entstehen, dann wäre das Projekt in unserem Interesse."

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