Erfolgreiches Monitoring: Luchs Janosch und seine Liebe zum Waldviertel

Erfolgreiches Monitoring: Luchs Janosch und seine Liebe zum Waldviertel
Mit seltenen Aufnahmen der Raubkatze konnte deren Identität und Herkunft geklärt werden.

Auf leisen Pfoten streichen sie meist unbemerkt durch die Wälder, zu Gesicht bekommt man sie kaum. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass es anhand von Bildern, Hinweisen und des Luchsmonitorings des Landes Niederösterreich gelungen ist, die Herkunft eines männlichen Luchses (Kuder) im nördlichen Waldviertel zu klären. Janosch, wie das Tier genannt wird, ist ein Zuwanderer aus Tschechien.

Das scheue Tier mit der offiziellen Kennung "B799" stammt ursprünglich aus dem Waldgebiet südlich von Krumau an der Moldau in Tschechien und aus dem Wurf der Luchskatze „Čertice“ vom Mai bzw. Juni 2022. Belegt ist dies auch durch die markante Fellzeichnung an der Innen- und Außenseite der Läufe. 

Wie der NÖ Landesjagdverband am Donnerstag bekannt gegeben hat, wurde Kuder Janosch erstmals als eines von zwei Jungtieren 2022 durch tschechische Kooperationspartner nachgewiesen. Danach ist der Luchs in Richtung Osten abgewandert und hat eine Distanz von über 85 Kilometern zurückgelegt. In Österreich war der Erstnachweis östlich von Waidhofen an der Thaya Ende September 2023. Seitdem gibt es regelmäßig Nachweise, das Tier gilt als in dem Gebiet heimisch.

Erfolgreiches Monitoring: Luchs Janosch und seine Liebe zum Waldviertel

Artenvielfalt

Um die Artenvielfalt in der Natur entsprechend zu dokumentieren, investiert das Land Niederösterreich in Monitoringprojekte. Die gewonnen Erkenntnisse fließen in die heimische Forschung und politische Strategien und Initiativen, die zu attraktiven Lebensräumen und damit auch zur Artenvielfalt beitragen.

Die Existenz und das Wachsen von Populationen seltener Tierarten wie Luchs oder Wildkatze seien eine Bestätigung dieses Weges.

Jäger wie Spione im Wald

„Das Beispiel Janosch zeigt, dass lokale Jägerinnen und Jäger einen Beitrag von internationaler Bedeutung leisten können. Wir zeigen wie Jagd und Artenschutz erfolgreich Hand in Hand arbeiten“, erklärt NÖ Landesjägermeister Josef Pröll. Dank der Mithilfe von Jägern können Nachweise gesammelt und dokumentiert werden. "Sie melden Sichtbeobachtungen, Nachweise in Form von Rissen, Trittsiegeln oder anderen Spuren bzw. Fotos und Fotofallenbildern. Das zeigt einmal mehr, dass das Handwerk Jagd einen immensen Nutzen für die heimische Wildökologie-Forschung und damit die Allgemeinheit erbringt“, so Pröll.

Fotofallen

Die Klärung der Herkunft von Janosch ist der Arbeitsgemeinschaft um Peter Gerngross (Silvestris e.U.) und Kirsten Weingarth-Dachs (Habitat – Wildlife Services) gelungen. Die Identifizierung war durch Fotos und Wildkameras von Jägern sowie Grundbesitzern und der Arbeit von Experten aus Ober- und Niederösterreich, Tschechien und Bayern möglich.

 „Der Luchs legt auf der Suche nach Revieren oft große Entfernungen zurück. Nur durch einen überregionalen Austausch mit Luchsforschern und Experten können wir Erkenntnisse sammeln, die die Erforschung der Verhaltensweisen ermöglichen. Das Luchsmonitoring im Auftrag des Landes Niederösterreich trägt dazu wesentlich bei“, betont Gerngross

Luchsvorkommen im Waldviertel und im südlichen NÖ

Das Luchsmonitoring in Niederösterreich dokumentiert die Verbreitung der Luchsindividuen im Waldviertel sowie im südlichen Niederösterreich. Es erfasst mittels großflächigen Monitorings mit selbstauslösenden Kameras Luchs-Individuen, dokumentiert Nachwuchs und ermittelt Abwanderungsdistanzen, so der Jagdverband.

Das aktuelle Projekt läuft noch bis Ende 2024.

Hintergrund: Heimische Luchsvorkommen

Als heimische Katzenart gehört der Eurasische Luchs neben Wolf und Bär zu den großen Beutegreifern Europas. Laut WWF ist der kleine Luchsbestand in Österreich aber insgesamt stark zerstückelt und deshalb bedroht.

Österreich hat Anteil an zwei Populationen. Das größte Vorkommen gibt es im böhmisch-bayerisch-österreichischen Grenzraum. Die Population in den drei Ländern wurde bereits mit knapp 120 nachgewiesenen Exemplaren beziffert, bis zu 20 davon halten sich teilweise auch in Österreich im Mühl- (OÖ) sowie im Waldviertel (NÖ) auf. Im Kerngebiet gibt es laut WWF immer wieder Nachkommen. Die Vorlandgebiete wie die Wachau werden von Artenschützern als zukünftig geeignete Luchslebensräume gesehen. Voraussetzung sei, dass die illegale Verfolgung endet und es Maßnahmen zur Stärkung des Bestandes gibt.

Zur zweiten alpinen Luchspopulation zählen ein kleines Vorkommen im Nationalpark Kalkalpen sowie eines in Vorarlberg. Im westlichsten Bundesland gibt es seit 2012 immer wieder Luchsnachweise, 2017 gab es erstmals bestätigten Nachwuchs. Die Tiere stammen aus der Nordostschweiz und sind über den Rhein und das Rheintal nach Vorarlberg und Liechtenstein gewandert.

Die wenigen (alpinen) Luchse im Nationalpark Kalkalpen leben isoliert von den anderen Vorkommen, es findet keine Blutauffrischung zwischen den Populationen statt.

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