Frau und beide Kinder getötet: Lebenslange Haft und Einweisung

Samet A. am Dienstag vor Gericht
32-Jähriger am Landesgericht Wiener Neustadt schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Alles andere als lebenslang wäre eine Überraschung gewesen. Wie wäre sonst jemand zu bestrafen, der in allen Details gestanden hat, seine Ehefrau (29) und die zweijährige Tochter erstochen und den elf Monate alten Sohn erstickt zu haben?

Samet A. (32) ist laut Gerichtspsychiater Manfred Walzl ein Gewalttäter mit „einer kombinierten Persönlichkeitsstörung und ausgeprägten narzisstischen und dissozialen Zügen“ – kurzum „hochgradig gefährlich mit großer Gefahr ähnlich gelagerter Gewalttaten“. Der Techniker mit türkischen Wurzeln hat zugegeben, im Oktober des Vorjahres seine Familie ausgelöscht zu haben. Weshalb? Diese Frage konnte auch am letzten Prozesstag am Landesgericht Wiener Neustadt niemand der Beteiligten schlüssig beantworten. Für den Angeklagten war es die erfahrene Kränkung, weil seine Frau sich angeblich trennen wollte und die Ehe in Brüchen lag.

Davon will die Familie des Paares aber nichts mitbekommen haben. Im Gegenteil: Die Mutter des Mordverdächtigen sprach von einer idyllischen Beziehung. Von Streitigkeiten, Trennungsgerüchten oder Ähnlichem habe sie rein gar nichts mitbekommen. Auch der vom Sohn ins Spiel gebrachte schwelende Konflikt zwischen seiner Frau und seiner Mutter existierte nicht, sagte die 67-Jährige aus. „Sie war für mich fast wertvoller als meine eigenen Töchter“, meinte die Schwiegermutter der Getöteten. In der Zeit vor der Tat habe auch sie eine Veränderung bei ihrem Sohn wahrgenommen. Am Vorabend sei sie noch im Haus ihres Sohnes zu Besuch gewesen. Als sie der 32-Jährige mit dem Auto nach Hause brachte, habe er gesagt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimme, aber er wisse nicht, was es sei.

Geistheiler

Wie die Ermittlungen ans Tageslicht brachten, war Samet A. zuvor bei einem selbst ernannten Geistheiler in der Türkei. Zu welchem Zweck und weshalb, wollte Richterin Birgit Borns wissen. „Ich war zur Beratung bei ihm, weil ich wissen wollte, ob meine Familie verflucht ist“, so der 32-Jährige. „Was ist vorgefallen, dass sie an einen Fluch glauben?“, fragte Borns. Die Antwort war wenig schlüssig: „Wir haben öfters gestritten als sonst.“ Samet A. sei davon ausgegangen, dass ihn seine Frau verlässt. Die Kinder tötete er, „damit sie nicht woanders aufwachsen“.

Das nicht rechtskräftige Urteil fiel wie erwartet hart aus. Die Geschworenen entschieden einstimmig auf Mord und Einweisung in eine Anstalt.Patrick wammerl

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