Finanzskandal im Neunkirchner Rathaus: Schaden schon halbe Million

Bargeld bleibt beliebt.
Langjährige Mitarbeiterin der Stadtkasse soll auch die eigene Personalvertretung geschädigt haben.

Als Chefin der Stadtkasse saß sie quasi an der Quelle der Finanzgebarung. Eine langjährige Mitarbeiterin der Stadtgemeinde Neunkirchen (NÖ) soll über Jahre hinweg öffentliche Gelder in ihre eigene Tasche abgezweigt haben. Wie nun Ermittlungen ergaben, ist der Schaden doppelt so groß wie anfänglich angenommen. Denn zum Nachteil der Stadt sind nicht nur 400.000 Euro verschwunden. Auch in der Betriebsratskasse der Personalvertretung werden 100.000 Euro vermisst. Noch hat man keine Erklärung, wie das Fehlen einer derart großen Summe so lange unentdeckt bleiben konnte. Der Fall hatte erstmals im September hohe Wellen geschlagen, als die Sache aufflog und die Vertragsbedienstete sofort gekündigt wurde. Seither ermitteln Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt und das nö. Landeskriminalamt.

Die langjährige Mitarbeiterin, die nur ein Jahr vor ihrer Pensionierung stand, war die vergangenen Jahre für die Finanztransaktionen der Stadtgemeinde Neunkirchen verantwortlich. Und nicht nur das: Als Personalvertreterin hatte sie auch die Kassa und Kontoführung des Betriebsrates über – und sie war als SPÖ-Mitglied auch Kassierin in einer Sektion der Partei.

Bereits 2014 soll die ehemalige Vertragsbedienstete, die großteils geständig ist, anfänglich mit kleineren Beträgen mit der Veruntreuung begonnen haben.

Umwege

Die Masche lief so ab, dass Überweisungen der Stadtgemeinde nicht immer direkt an diverse Empfänger gegangen sind, sondern die Beträge über das Konto der Personalvertretung umgeleitet wurden. Von dort soll ein Teil der Summen normal überwiesen und ein Teil auf das Privatkonto geflossen sein. Die Verdächtige galt auch beim Konto der Personalvertretung als Zeichnungsberechtigte.

Laut dem Neunkirchner Finanzstadtrat Peter Teix (ÖVP) habe man im Herbst durch eine Systemumstellung bei den Überweisungen der Stadt erstmals Verdacht geschöpft.

Da nun auch der Personalvertretung ein horrender Betrag fehlen soll, laufen die Ermittlungen noch einige Zeit weiter. Ihren Angaben nach hat die Beschuldigte mit dem veruntreuten Geld unter anderem ein Auto gekauft, ihren Sohn monatlich mit Beträgen von mehreren Tausend Euro unterstützt oder Urlaube bezahlt. „Von den Vermögenswerten ist jedenfalls nichts mehr da“, heißt es vonseiten der Ermittler.

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