Feuerwehrpraktiker verlässt die höchste Kommandobrücke

Einsätze künftig als „normaler Feuerwehrmann“: Armin Blutsch
Abschied nach 25 Jahren als Kommandant in Amstetten und an der Landesfeuerwehrspitze: Armin Blutsch sieht Lockdown-Monate für die Feuerwehrarbeit kritisch

Noch bis Sonntag wählen über 1.700 Feuerwehren in Niederösterreich ihre Kommandos. Die rund 100 Mitglieder in Amstetten setzen dabei heute mit ihren Stimmzetteln nach einem Vierteljahrhundert eine Zäsur. Sie wählen den Nachfolger von Armin Blutsch, der nach 25 Jahren nicht mehr zur Wahl antritt. Ein Rückzug eines Feuerwehrpraktikers mit der Erfahrung von 6.000 Einsätzen und Übungen, der auch im NÖ Landesfeuerwehrverband zu spüren sein wird. Dort ist er seit 2006 Stellvertreter des NÖ Landeskommandanten.

„Am Beginn habe ich gewusst, wann ich aufhöre“, sagt Blutsch, der vor wenigen Tagen 60 Jahre alt geworden ist. Wegen der 65-Jahr-Grenze für Aktive könnte er die nächste Periode nicht mehr voll erfüllen. Deshalb tritt er in die zweite Reihe zurück. „Es fällt nicht schwer, Einsätze werde ich natürlich fahren. Endlich darf ich auch als normaler Fahrer unserer Einsatzfahrzeuge ausrücken“, freut er sich. Seine Erfahrung wird jeder Einsatzleiter zu schätzen wissen. Auf 700 Einsätze kommt die FF Amstetten in normalen Jahren, im Pandemiejahr 2020 waren es 500.

Repräsentieren wird der Amstettener, der im Zivilberuf EDV-Fachmann ist, die nö. Feuerwehren noch bis 2022 als Vizepräsident des Bundesfeuerwehrverbandes. Egal ob als Bezirkskommandant, oder auf Landes- und Bundesebene – Blutsch ist als Mann der klaren oft auch harten Worte bekannt. Ob bei Finanzierungsfragen, der Notwendigkeit hochwertiger Geräte oder der Einführung der Rettungsgasse auf Autobahnen – Blutsch tat seine Standpunkte kund. „Fakten und Gesetze waren immer auf meiner Seite“, sagt er.

Feuerwehrentwicklung

Im Rückblick auf ein Vierteljahrhundert im Kommandostand sieht Blutsch die technische Entwicklung, die enormen Hub- und Löschmöglichkeiten und die digitale Unterstützung bei Einsatzgeräten als Gewinn. „Aber man darf nie vergessen, Feuer brennt immer analog, daher bleibt das Löschen für den Feuerwehrmann Handarbeit“, fordert er bestmögliche Ausbildung. „Heute sind die Feuer durch die Kunststoffe viel giftiger und auch heißer als früher “, schildert er. Die Ausrüstung müsse da mithalten. „In meiner Ära wurde zweimal eine technisch verbesserte Schutzbekleidung für die Mannschaft angeschafft“, ist Blutsch stolz.

Immer genügend gute Freiwillige an der richtigen Stelle zu haben, werde auch die große Herausforderung für seine Nachfolger sein, ist der Feuerwehroffizier überzeugt. Die vergangenen Monate mit Lockdowns und strengen Sicherheitsauflagen im Feuerwehrbetrieb sieht er sehr kritisch. „Übungen sind das Um und Auf. Uns fehlen auch die großen koordinierenden Gesamtübungen. Und es fehlt die dritte Halbzeit. Das Zusammenstehen nach Übungen und Einsätzen, die Diskussion über Ideen und Verbesserungen“, beklagt er.

Im Resümee einer Feuerwehrkarriere, die noch nicht zu Ende ist, gibt es ein Megaereignis: „Der Brand in der Papierfabrik Neusiedler 2001. 8.500 Tonnen Papier haben zwei Wochen gebrannt, wir haben 27 Millionen Liter Wasser gebraucht.“ Und der schlimmste Tag in seiner Ära? Blutsch: „Der tödliche Unfall eines Freundes und Kameraden bei einer Motorradtour im Rahmen der Feuerwehr“.

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