Festival La Gacilly in Baden: Fotograf(i)en zum Angreifen
„Das Licht hat die Bäume gestreichelt, ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt Gregor Schörg, wenn er über seine „Foto-Touren“ im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal erzählt. Im Winter hat der 20-Jährige den unberührten Urwald in der niederösterreichischen Eisenwurzen besucht. Und weil die Wildnis, 2017 von der Unesco zum ersten Weltnaturerbe Österreichs erklärt, so schützenswert ist, dass man sie nicht betreten soll, entstanden die Fotos mit einer Drohne.
Schörg ist einer von knapp 40 Fotografen, die beim Festival La Gacilly Baden ausstellen. Am Wochenende traf sich die internationale Foto-Schar mit einer ebenso internationalen Journalisten-Schar zum Gedankenaustausch. Die Bildermacher stellten auf einem Rundgang durch Baden auch ihre Werke im Rahmen der Outdoor-Ausstellung vor.
Natur, Schönheit, Fotografie
Jacques Rocher (aus der Kosmetik-Dynastie) rief 2004 in seinem Geburtsort La Gacilly in der Bretagne ein Fotofestival ins Leben, das dem Thema Mensch und Umwelt gewidmet ist. Seit 2018 ist Baden Partner.
1.500 Fotografien
Auf Hausfassaden und Plätzen sowie in Parks Badens sind insgesamt 1.500 Fotos im XXL-Format zu sehen, manche sind bis zu 280 m² groß. Der Eintritt ist frei.
"Nordwärts"
Die Bilder von Newcomer Schörg sind Teil einer Hommage an „100 Jahre Niederösterreich“, Hauptthema ist heuer aber unter dem Motto „Nordwärts“ Fotografie aus Skandinavien. „Atemlose Einsamkeit und wilde Natur sind fundamental für ihr Verständnis der Welt“, beschreibt Festivalleiter Lois Lammerhuber die enge Beziehung der Skandinavier zu dem nordischen Klima.
Die Natur ist demnach auch ein beherrschendes Element der Ausstellung. Sei es in den Bildern der norwegischen Fotografin Tine Poppe, die verwelkte Blumen als Motiv haben, in Form der Vogelporträts der finnischen Fotografin Sanna Kannisto, wofür sie in der ganzen Welt herumreiste. Oder fotografische Reisen nach Grönland, wo sich „Himmel und Eis treffen“ – oder in die ebenfalls eisige Welt der Schlittenhunde. Eis ist etwa auch das Thema des norwegischen Fotografen Jonas Bendiksen, allerdings dokumentiert er das Schmelzen und Verschwinden der Gletscher im Himalaya und die Auswirkungen auf die Menschen.
Dem Wechselspiel Mensch – Natur wird bei „La Gacilly“ immer viel Platz eingeräumt. Der bekannte britische Fotograf Nick Brandt etwa beleuchtet eine Welt, in der für Tiere kaum mehr Platz ist, setzt (digital) einen Elefanten in einen Busbahnhof oder einen Schakal in eine Baugrube.
Die Fotografen wurden aber auch selbst zum Motiv. Freddy Langer, Redakteur der FAZ, Buchautor und Fotograf, lichtet seit 40 Jahren Prominente ab – nun auch seine Kollegen.
Selbst kann man sich noch bis 16. Oktober in Baden ein Bild machen.
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