Leisten würden sich das vor allem mittel bis gut verdienende Familien. Steigenden Baulandbedarf und damit auch steigende Preise beobachtet auch Peter Zinggl von der Planungsgemeinschaft Ost.
Pendler
Im Fokus der Interessenten stehen vor allem Einfamilienhäuser. Der Lockdown dürfte dabei auch ein entscheidendes Momentum sein, das diesen Trend kräftig angekurbelt hat. Denn am Land wohnen und in der Stadt arbeiten, das war schon vor Corona ein wünschenswertes Lebensmodell für viele, das den Speckgürtel rund um Wien wohl genährt hat. Jener Speckgürtel könnte sich aber in Zukunft ausdehnen, beobachtet Pisecky von der WKO. Nicht mehr nur das unmittelbare städtische Umland sei attraktiv für Stadtflüchtende. „Die Leute beginnen sich auch weiter außerhalb umzusehen.
Einerseits weil die Preise dort eben noch nicht so hoch sind. Aber auch, weil mehr aus dem Home Office gearbeitet wird. Pendelt man zum Arbeiten nach Wien, muss man vielleicht weniger oft in die Stadt fahren als zuvor üblich. Da nehmen die Leute auch längere Fahrzeiten in Kauf. Statt 20 Minuten sind jetzt auch 60 Minuten okay“, sagt Pisecky. Auch in den Bezirken Mistelbach, Hollabrunn, St. Pölten und sogar bis nach Krems seien die Leute also nun schon auf der Suche. „Im Tullnerfeld haben wir fast schon Wiener Preisniveau“, so der Fachgruppenobmann.
Zuzug ist ungebrochen
Ähnlich auch im Burgenland, wo der Zuzug im Norden seit Jahren ungebrochen hoch ist. Bruckneudorf etwa hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf 3.500 Einwohner verdoppelt – ein Ende ist nicht in Sicht. Weder beim Zuzug noch bei den steigenden Quadratmeterpreisen.
Für Peter Zinggl ist es noch zu früh, um Corona-Trends im Siedlungsverhalten zu erkennen. Die Tendenz, vom Land nach Wien zu pendeln, stehe jedoch im Vordergrund. Mehr Auto, mehr Fahrrad und weniger Öffis – diese Entwicklung würde sich aus Corona-Zeiten jetzt schon abzeichnen. Aber nicht nur das frei stehende Einfamilienhaus, sondern auch verdichteter Wohnbau seien am Land ein Thema.
Dieses Grün, nach dem sich alle eben so sehnen, wollen die Leute, die schon am Land wohnen, genauso genießen. Diskussionen rund um Neubauten sind daher keine Seltenheit. Aktuelles Beispiel: die Stadt Baden. Am Areal „Spitalsgärten“ soll demnächst ein neuer Wohnbau mit etwa 190 Wohnungen und bis zu 25 Reihenhäusern gebaut werden. Die genauen Pläne dafür entstehen gerade noch. In der Bevölkerung werden einige aber schon unruhig.
Noch vor dem Sommer wurden die Bebauungsbestimmungen im Hinblick auf das Bauprojekt geändert. Eine Bürgerinitiative befürchtet nun, die Wohnhausanlage könnte größer werden, als den Leuten lieb ist. Außerdem seien zu wenige Parkplätze einkalkuliert, so die Kritik. Verkehrschaos will man keines. Auch der ehemalige Baustadtrat und jetzige ÖVP-Gemeinderat Rudolf Gehrer hatte als einziger aus seiner Partei gegen die geänderten Bebauungsbestimmungen gestimmt. Seine Befürchtungen sind ähnlich wie die der Bürger.
Initiativanträge
Die Bürgerbewegung wird drei Initiativanträge amtlich einreichen. Mehr Parkfläche und die alten Bebauungsbestimmungen sind ihre Forderungen. Der Badener Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) kontert, die Endpläne seien noch gar nicht am Tisch.
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