Stadtherr ist mit ihrem Empfinden nicht alleine. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Zuzug im sogenannten erweiterten Speckgürtel stark zugenommen. Wobei Leopoldsdorf bei weitem nicht Spitzenreiter ist. Zwar hat sich die Bevölkerung dort seit den 90er Jahren verdoppelt, aber beim Wachstum seit 2002 lag Leopoldsdorf nur auf Platz 11.
„Den ganz großen Boom haben wir hinter uns“, sagt Bürgermeister Fritz Blasnek (ÖVP). 2018 habe man um 100 Einwohner mehr gehabt als 2017. Spitzenreiter in den vergangenen 20 Jahren war Mitterndorf/Fischa im Bezirk Baden gefolgt von Muckendorf-Wipfing im Bezirk Tulln.
Wobei Zuzug in kleinen Gemeinden natürlich stärker spürbar ist. In immer mehr Gemeinden formiert sich Widerstand. In Vösendorf, Bezirk Mödling, etwa wurde ein Dorfbegehren gestartet, das einen Baustopp von großvolumigem Wohnbau fordert. Auch dort hat die Bevölkerung seit 2002 um 43,5 Prozent zugenommen.
"Grüner Ring" um Wien
Klar ist, der Siedlungsdruck ist enorm. Immer mehr Gemeinden verhängen Baustopps oder beschränken die Wohneinheiten pro Grundstück, um sich vor allzu großen Begehrlichkeiten von Bauträgern zu schützen. Darüber hinaus hat das Land NÖ Maßnahmen gestartet, klare Siedlungsgrenzen zu definieren.
Mit dem „Grünen Ring“ um Wien sollen Naherholungsräume und Äcker geschützt werden. Dazu werden mit den Gemeinden Entwicklungsstrategien für die Region festgelegt. So wolle man verhindern, dass Ortschaften zusammenwachsen „und den Charakter unserer Dörfer bewahren“, sagt Landesrat Stephan Pernkopf.
Beim Land betont man auch, dass sich der Bodenverbrauch in den vergangenen zehn Jahren halbiert habe. 1,5 Hektar Land werden in NÖ pro Tag verbraucht, österreichweit sind es 10,5.
Dass in Leopoldsdorf viel gebaut wird, räumt Ortschef Blasek ein. Allerdings seien die Widmungen hier bereits vor 20 Jahren erfolgt. Neuwidmungen gebe es bis auf das Projekt Fußballplatz nicht. „Wir haben auch noch mehr als 45 Prozent Grünland – hauptsächlich Äcker“, betont er. Und diese klaren Grenzen zu Wien und den umliegenden Gemeinden sollen erhalten werden.
Die Lebensqualität im Ort sei trotz Fluglärmproblematik hoch, das schlage sich auch auf die Immobilienpreise nieder. Weswegen Blasnek auch stolz ist, geförderten Wohnbau für die eigene Bevölkerung zu bekommen. Immerhin gäbe es mehr als 160 Leute auf der Warteliste.
Ein Spagat, der auch andere Gemeinden beschäftigt: Leistbaren Wohnraum bei knappen Angebot bereitstellen zu können. Überhaupt, meint Blasnek: Im Ortsentwicklungskonzept gehe man von möglichen 6.500 Einwohnern auf. „Das ist die Spitze, die wir vertragen.“ Darauf sei auch die Infrastruktur wie Kindergarten oder Volksschule ausgelegt.
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