NÖ sitzt auf 20.000 Hektar ungenutztem Bauland

NÖ sitzt auf 20.000 Hektar ungenutztem Bauland
Immer mehr Grünraum weg: Jetzt soll Flächen-Reserve abgebaut werden.

Im Technokraten-Deutsch heißt er "biologisch produktiver Boden". Im Klartext geht es um fruchtbares Ackerland und immer knapper werdenden Grünraum. Mehr als 16 Hektar dieses wertvollen Bodens gingen zuletzt in Österreich jeden Tag verloren. Sie werden für Gebäude, Straßen, Gewerbe- oder Freizeitareale verbaut. Die Fläche entspricht mehr als 22 Fußballfeldern; eine Zahl, die das Umweltbundesamt in der Vergangenheit immer wieder Alarm schlagen ließ.

Dazu kommt das Problem, dass jährlich mehr neues Bauland gewidmet wird, als man benötigt. Alleine in Niederösterreich hat sich so eine Brache von fast 20.000 Hektar aufgestaut – von mehr als 83.600 Hektar Bauland sind nur rund 65.000 tatsächlich bebaut.

NÖ sitzt auf 20.000 Hektar ungenutztem Bauland
"Wenn innerorts Flächen zwar gewidmet, aber dann nicht bebaut werden, muss die Gemeinde für die oft notwendige Siedlungsentwicklung auf die grüne Wiese ausweichen und dort neu widmen", sagt der für Raumordnung zuständige Landesrat Stephan Pernkopf. Folge davon seien auch zusätzliche, teure Verkehrsflächen. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat das Land zahlreiche Maßnahmen gesetzt. Die strengste: Bürgermeister haben seit dem Vorjahr die Möglichkeit, Grundstücke unter Androhung der Enteignung neu zu ordnen und damit als Bauparzellen attraktiver zu machen – der KURIER berichtete. Laut Auskunft der zuständigen Landesabteilung musste aber bis jetzt noch kein Ortschef Grundbesitzer enteignen.
NÖ sitzt auf 20.000 Hektar ungenutztem Bauland
Umweltlandesrat Dr. Stephan Pernkopf, Niederösterreich; Honorarfrei!
Trotzdem dürften die Maßnahmen greifen, eine Trendwende ist in Sicht. Erstmals wurden im Vorjahr in Niederösterreich mehr Flächen bebaut, als neu gewidmet wurden (160 vs. 99 Hektar, siehe Grafik). Experten der Raumordnungsabteilung attestieren, dass Gemeinden jetzt mehr innerorts bauen ließen, als an Ortsrändern.

Planung

Immer mehr Gemeinden setzen außerdem auf gemeinsame Planung – vor allem im Großraum Wien haben viele keine andere Möglichkeit mehr, wollen sie langfristig überleben. Betriebsgebiete sichern Gemeinden Steuereinnahmen und sind deshalb heiß begehrt. In den vergangenen Jahren war in diesem Bereich eine regelrechte Kannibalisierung zu beobachten – jeder Ortschef wollte "sein" Firmenareal.

Dass es anders geht, zeigen Ortschaften entlang der B8, die in den nächsten Jahren zur S8 ausgebaut wird: Voraussichtlich noch heuer entsteht hier ein Gemeindeverband, über den vorhandene Betriebsflächen gemeinsam vermarktet werden.

Im Zuge der so genannten "regionalen Leitplanung" kooperiert Niederösterreich auch mit der Stadt Wien. In dem Prozess wurden etwa verbindliche Siedlungsgrenzen und Grünräume fixiert. "Unser Weg ist die Zusammenarbeit", sagt Pernkopf. "Planung und konsequente Regeln bremsen den Bodenverbrauch und vermeiden unnötige Infrastrukturkosten."

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