Ernst Lauermann: Der Mann, der die Geschichte erzählt
Ein kleiner Funke kann ein großes Feuer entfachen, sagt man. Im Falle von Ernst Lauermann war dieser Funke ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit. Lauermann, damals im Volksschulalter, war hin und weg von dem Fundstück, das sein Lehrer mit in den Unterricht gebracht hatte.
„Ich durfte es sogar mit nach Hause nehmen“, erinnert er sich, wie er das Beil damals stolz seinen Eltern zeigte. Seine Neugier für die frühe Geschichte der Menschheit war geweckt, der Funke war übergesprungen. Und er hatte ein Feuer entzündet, das Lauermanns Leben verändern sollte – ebenso wie die niederösterreichische Museumslandschaft.
Denn der Stockerauer hat das Weinviertel zu einem Mekka für Fans der frühen Geschichte gemacht. Er ist der Gründungsvater des „Mistelbach Asparn Museumszentrum“, besser bekannt unter dem Namen Mamuz. Ab 18. März startet an beiden Standorten die neue Saison, in Mistelbach mit einer Sonderausstellung zum Leben der Kelten. Und auch wenn Lauermann seit 2017 in Pension ist, wird das Begleitbuch zur Ausstellung von ihm verfasst. Ende März präsentiert er das Werk, mittlerweile sein zwölftes Buch.
„Ich hatte das Riesenglück, mein Hobby zum Beruf machen zu können“, gibt er sich bescheiden. Wobei Glück alleine wohl nicht gereicht hätte; denn von seinem Traum, Archäologe zu werden, war sein Umfeld alles andere als überzeugt. „Das ist doch kein Beruf!“, trichterte man ihm ein.
Steiniger Weg
Weshalb der junge Lauermann halbherzig beschloss, lieber doch auf Nummer sicher zu gehen. Er absolvierte ein Lehramtstudium und unterrichtete in Stockerau.
„Losgelassen hat mich die Archäologie aber nie“, sagt er. Die Freude am Entdecken, die Faszination für die Wissenschaft, die Suche nach den frühen Spuren der Menschheit – sein inneres Feuer für die Forschung loderte weiter. Und ließ sich auch nicht löschen, ganz gleich, wie viel Sicherheit ihm sein Posten als Lehrer bot.
Also hörte er auf sein Bauchgefühl und stürzte sich neben der Arbeit ins Studium. Ur- und Frühgeschichte standen auf seinem Studienplan, ebenso wie Mittelalterliche Geschichte. 1988 hatte er sein Doktorat in der Tasche. Und er schaffte den Sprung in den heiß begehrten Landesdienst, wo er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als Landesarchäologe und Leiter des Mamuz arbeiten sollte.
Was Lauermann schon lange vor Diskussionen über Museumspädagogik und Marketing erkannt hatte: Wer Geschichte vermitteln will, der muss sie erlebbar machen.
Und das Urgeschichtemuseum, wie der Standort in Asparn damals noch hieß, setzte unter seiner Leitung konsequent auf Interaktion mit den Besuchern: 1997 fand das erste Keltenfest am Freigelände mit Darstellern, Schaukämpfen, Handwerkskursen und Spielen statt. „Und was soll ich sagen: Es war ein Knüller“, schildert Lauermann. Ebenso wie seine Ausstellungen, die mit dem richtigen Wortlaut die Besucher ins abgelegene Asparn lockten; „100.000 Jahre Sex“ war einer der Publikumslieblinge. Werbetricks ziehen eben auch bei seriöser Wissensvermittlung.
Neue Inhalte
Die Zusammenarbeit mit Matthias Pacher, dem heutigen Geschäftsführer des Museum Niederösterreich, gab dem Museum den letzten Kick. Pacher war es auch, der den Namen Mamuz vorschlug – und somit auch die Idee für das Maskottchen des Museums, ein Mammut, lieferte. Das frühere Urgeschichtemuseum wurde erweitert, Frühgeschichte und das Mittelalter wurden Teil der Inhalte. Zudem nutzte der Filmhof, der die Prominenz anzog, dem Standort Asparn enorm.
Wenn Lauermann über Archäologie spricht, über die Wurzeln der Menschheit, dann merkt man sofort: Sein Herz gehört der Forschung. Das Feuer, das ihn schon sein Leben lang begleitete, es brennt noch immer. „Ohne Verständnis für Geschichte ist kein Heute möglich“, ist der Archäologe und Buchautor überzeugt. Deshalb will er die Geschichte erzählen. In der Hoffnung, dass vielleicht auch bei dem einen oder anderen der Funke überspringt.
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