Viel Freude und wenig Sicherheitsbedenken bei den Gästen des Fronleichnamskirtags. 3-G-Regel und Covid-Auflagen schrecken Kirtagveranstalter ab und schüren den Zorn der Marktfahrer
Fröhlich plaudernde Menschen, in der Sonne tanzende bunte Gasballons, der Duft von Kokoskuppeln und Schaumrollen in der Luft. Es ist Kirtag in Stephanshart im niederösterreichischen Mostviertel. Ein erholsamer Mosaikstein am Weg zurück aus der Covid-Tristesse. Der Blick hinter die Idylle zeigt aber auch Verunsicherung und Unzufriedenheit der Protagonisten.
Am Tag vor dem traditionellen Fronleichnamskirtag in Stephanshart erließ Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein eine Verordnung mit Erleichterungen für Gelegenheitsmärkte. Dennoch sind unübersehbare Hinweise an den Zugängen zu den 24 aufgefädelten Verkaufsständen notwendig. Zugang zum Markt hat nur, wer epidemiologisch ungefährlich, also genesen, geimpft oder getestet, ist. Den „3-G-Nachweis“ hätten die Besucher jederzeit bereitzuhalten, ist zu lesen. Auch ein Sicherheitsabstand von zwei Metern (ein Meter mehr als in der Verordnung verlangt) wird in Stephanshart eingefordert.
Verantwortung
Verantwortlich dafür ist der Covid-Beauftragte und örtliche Bürgermeister, Johannes Pressl. „Es geht um Selbstverantwortung und um die Übernahme der Verantwortung gegenüber der Behörde, sonst gäbe es den Kirtag nicht“, sagt er.
Pressl’s Großgemeinde Ardagger war 2020 als Corona-Hotspot aufgefallen. Er wolle dazu beitragen, „dass wieder Geselligkeit und Kontakt zwischen den Menschen möglich wird“, erklärt er seine Bereitschaft für die Covid-Verantwortung. „Dafür in sozialen Medien von fünf, sechs aggressiven Menschen zur Sau gemacht zu werden, ist aber schmerzlich und eine Frechheit. Das soll man auch so aussprechen“, ärgert sich Pressl. „Dabei ist es eine Wohltat für die Seele. Man sieht wieder glückliche Gesichter“, ist er mit dem Kirtag, der behördlich für gleichzeitig 250 Besucher genehmigt ist, zufrieden.
Familien
Vor allem Familien mit Kindern sind als Kunden an den Ständen anzutreffen. „Wir sind hier geboren und besuchen den Kirtag jährlich“, schildert Markus H., der seine Töchter Julia und Miriam mit Wasserspritzen versorgt hat. „Der Sommer ist ja jetzt auch da“, sagt er. Wie H. haben auch andere Besucher hier am Markt keine Sicherheitsbedenken. Im ganzen Kirtag-Areal sind keine Besucher mit Masken zu sehen, die sind ja auch nicht mehr vorgeschrieben. Gereizt reagiert ein vom KURIER-Reporter nach der 3-G-Regel befragter junger Mann: „Wenn sie mir so kommen, haben wir auch schon wieder ausgeredet“.
Noch viele Absagen
Sonnigeres Gemüt legt dagegen Spielzeugverkäufer Henry Preslmayr an den Tag. Das Geschäft hier laufe gut, freut er sich. „Ich war heuer erst auf fünf Märkten, 90 Prozent der Kirtage wurden abgesagt“, erzählt der Linzer, der Märkte in OÖ, NÖ und in der Steiermark bereist.
Erst am Wochenende sei der Kirtag in Göstling gekippt worden. Veranstalter scheuen die Verantwortung für die Covid-Vorschriften, weiß auch Ernst Barth.
„Wenn es so weitergeht, endet alles in einem Konkurs-Chaos, das 4.500 Marktfahrern in ganz Österreich droht“, befürchtet der Huthändler und Vize-Obmann der NÖ-Markthändler. Man sei gegenüber Super- und Baumärkten extrem benachteiligt gewesen, mit 3G habe die Branche den nächsten Bremsklotz verpasst bekommen. „Das schreckt die Veranstalter weiter extrem ab. Uns wurde zugesagt, dass 3G mit dem nächsten Lockerungsschritt fällt“, hofft Barth.
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