Elektriker täuschte Opfer gelungene Tumor-OP vor: Dreieinhalb Jahre Haft

Elektriker täuschte Opfer gelungene Tumor-OP vor: Dreieinhalb Jahre Haft
Falscher Gynäkologe erhielt am Landesgericht Wr. Neustadt 3,5 Jahre Haft für kriminelle Doktorspiele und Raub

Christian R. (37) war gelernter Elektriker. Seine Leidenschaft galt aber eher kriminellen Doktorspielen. Auf Datingplattformen suchte er als Frauenarzt Dr. Senner oder Dr. Prokop nach Opfern für sein frivoles Treiben – und wurde fündig.

Bei Treffen in seinem Haus im Bezirk Wiener Neustadt soll er Frauen betäubt und die wehrlosen Opfer gynäkologisch „untersucht“ und schließlich ausgeraubt haben. Einer der Frauen fehlten danach 21.000 Euro. Für Schlagzeilen gesorgt hatte der Mann bereits Jahr 2012. Damals versuchte er im Zuge eines Überfalles, eine Geliebte mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Tuch zu betäuben. Am Freitag wurde dem selbst ernannten Mediziner am Landesgericht Wiener Neustadt nun der Prozess gemacht. Zu den Vorwürfen des Raubes, der Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung sowie der mehrfachen Körperverletzung bekannte er sich nur teilweise schuldig. Im Grunde stimme die Anklage, nur Betäubungsmittel will er keine eingesetzt haben.

Affäre auf Datingplattformen gesucht

Seine „Karriere“ als „Frauenarzt“ hatte er begonnen, weil es nach sieben Jahren in seiner Beziehung mit einer Krankenschwester nicht mehr rundgelaufen war. Deshalb suchte Christian R. auf Datingplattformen nach Affären und lernte eine Peruanerin kennen, die bereits 17 Jahre als U-Boot in Österreich lebte und daher auch nicht krankenversichert war. „Wir haben ein paar Monate hin und her geschrieben. Irgendwann hat sie mir anvertraut, dass sie auch gesundheitliche Probleme hat“, sagte der Angeklagte. Sie litt an einem Myom im Unterleib. „Ich wusste nicht, was das ist, aber ich habe es gegoogelt“, so der falsche Arzt. Nachdem er sich ihr Vertrauen erschlichen hatte, bot ihr Dr. Senner an, die 37-Jährige bei ihm zu Hause zu untersuchen und dabei den Eingriff vorzunehmen.

Freundin außer Haus

Er wartete ab, bis seine echte Freundin im Dienst war, und holte die Peruanerin aus Wien zu sich nach Hause. Die Frau entblößte sich und legte sich ins Bett. Arztkittel, Mundschutz, Endoskop, Katheter und Speculum lagen bereit und der falsche Mediziner begann zu praktizieren. „Woher wussten sie, wie man das in den Unterleib einführt“, wollte die verdutzte Richterin wissen. „Youtube“ lautete die Antwort.

Er verletzte das Opfer im Unterleib, spielte der Frau aber vor, er hätte sie geheilt. Wie er vor Gericht schilderte, nahm er ein Plastik-Ei, das sonst als Sexspielzeug diente, beschmierte es mit dem Blut der Frau und hielt es ihr in einem Tuppergeschirr als vermeintlichen Tumor unter die Nase. Die 37-Jährige erfuhr erst Wochen später von einem echten Gynäkologen, dass sie das Myom noch in sich trug. Vor der Polizei und dem Haftrichter hatte Christian R. noch zugegeben, die „Doktorspiele“ mit den Frauen hätten ihn sexuell erregt. Davon war bei der Verhandlung keine Rede mehr.

Strittig war die Frage, ob der Angeklagte die Frauen teilweise mit Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt hatte. Laut Anklage hatte er bei einem Treffen mit der Peruanerin Schlaftabletten und Muskatnussessenzen ins Getränk gemischt und ihr ein kleines Vermögen geraubt. Auch eine 31-Jährige gab an, von ihm außer Gefecht gesetzt worden zu sein. In diesem Fall wurde der Mann im Zweifel freigesprochen. Das Urteil von dreieinhalb Jahren Haft ist nicht rechtskräftig.Patrick wammerl

Kommentare