Falscher Gynäkologe untersuchte Frauen

49-jähriger wegen Betrugs und Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt. Er war in Wien und NÖ tätig.

Schütteres Haar, Kapuzenpulli, Cargo-Hose, breiter Wiener Dialekt: Der 49-jährige Angeklagte im Landesgericht für Strafsachen in Wien ist nicht der Typ Arzt, dem die Frauen vertrauen. Einige taten es trotzdem. Allein: Der angebliche Frauenarzt war eigentlich gelernter Koch/Kellner. Was ihn aber nicht davon abhielt, gynäkologische Untersuchungen vorzunehmen. Sein Unwesen trieb er in Wien und Krems, NÖ. Angeklagt ist er am Donnerstag allerdings nicht wegen Sexualdelikten. Vielmehr wegen Betrugs.

"Wie kommen Sie auf die Idee, sich als Frauenarzt auszugeben?", ist Richterin Claudia Bandion-Ortner verblüfft. Der Angeklagte hat Verständigungsprobleme: "Ich hab Sie optisch nicht verstanden."

"War Frauenarzt Ihr Berufswunsch?", bohrt die Richterin nach. "Nein, das war Koch/Kellner", antwortet der Angeklagte.

Untersuchung am Massagetisch

Dennoch bestellte der Mann unter falschem Namen unter anderem gynäkologische Ausrüstung - ohne zu bezahlen. "Sie haben ja quasi eine Ordination eingerichtet", stellt die Richterin fest. "Nein, ich hab nur einen Massagetisch gehabt." Die gynäkologischen Geräte seien für die Freundin gewesen. "Die mag das."

Doch seine angebliche Ordinationseröffnung in Krems wurde sogar in einer Regionalzeitung angekündigt. "Das war ein Blödsinn", sagt der 49-Jährige. Er habe ja keine gehabt. Dennoch: Einige Frauen ließen sich von ihm im Wohnzimmer untersuchen. Unter anderem Putzfrauen, die er bestellt hatte. "Er hat gesagt, er ist Frauenarzt und ich muss mich untersuchen lassen", schildert eine Zeugin. Die Bezahlung fürs Putzen blieb der Angeklagte schuldig.

Wasser zur Verhütung

Auch eine Prostituierte zählte zu seinen Kundinnen. Ihr verabreichte er sogar eine "Bio-Spritze" zur Verhütung. "Da war nur Wasser drin", sagt der Angeklagte. "Sind Sie wahnsinnig?", ist die Richterin fassungslos. "Was, wenn die Frau schwanger geworden wäre?" Für die "Behandlung" musste die Frau auch 45 Euro zahlen. Einmal konnte sie die Geldleistung auch durch sexuelle Leistungen begleichen.

Die Sache flog auf, als sich eine Putzfrau bei der Polizei meldete. Bei den Ermittlungen stieß die Polizei schnell auf weitere geschädigte Frauen. Eine von ihnen hatte ein Foto des Mannes. "Ich hab ihn schon von zwei älteren Ermittlungen gekannt", sagt der Polizist.

Der Angeklagte ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat bereits sechs einschlägige Vorstrafen. "Ich versuche, mich zu bessern. Meine neue Freundin tut mir wirklich gut. Ich bereue alles", sagt er zur Richterin.

"Auch wenn Sie ein Geständnis abgelegt haben - hier haben wir schon eine erhöhte kriminelle Energie", stellt diese fest und verurteilt den Mann wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Urkundenfälschung und Körperverletzung zu drei Jahren Haft. Rechtskräftig.

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