Falscher Polizist vor Gericht: "Habe mit dem Geld Party gemacht"

Falscher Polizist vor Gericht: "Habe mit dem Geld Party gemacht"
Wieder stand am Freitag ein Teil einer Bande wegen Betrugs vor Gericht.

Mit Nenad Z. landete am Freitag ein weiteres Puzzlestück jenes kriminellen Netzwerks rundum die betrügerischen "falschen Polizisten", die seit 2018 über 200 Personen um insgesamt 4,5 Millionen Euro betrogen haben sollen, vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen.

Ihr Trick ist simpel, aber effektiv: Mit verstellten Telefonnummern rufen sie Senioren an und stellen sich als Kriminalbeamte vor. "Lukas Winkler" oder "Oberinspektor Grünberger" erklären, sie hätten die Namen ihrer Opfer auf Listen von Kriminellen gefunden. Da ein Einbruch drohe, müssten Wertgegenstände aus der Wohnung der Opfer abgeholt werden. Mehrere Abholer, die teils mit falschen Polizeiausweisen arbeiten, kümmern sich dann um den Rest. Sie fahren zu den Wohnungen und sammeln die Beute ein.

Falscher Polizist vor Gericht: "Habe mit dem Geld Party gemacht"

Der Angeklagte im Gespräch mit seinem Anwalt Nikolaus Rast.

Der Haupttäter, dabei soll es um es sich um Mehmet Y. handeln, sitzt in der Türkei. Einige seiner engsten Vertrauten wurden bereits festgenommen - die Polizei hofft, der Bande das Handwerk gelegt zu haben.

Einer der "Abholer" soll Nenad Z. gewesen sein. Er soll nach den Anrufen, die mutmaßlich von Yetis durchgeführt wurden, zu den meist betagten Frauen nach Hause gefahren sein und dort Geld eingesammelt haben. "Viel reden musste ich da nicht mehr", erklärte er Richter Marc Farkas. Die Opfer seien schon am Telefon weichgekocht worden.

Opfer lösten Sparbücher auf

Nenad musste dann einfach den Nachrichten von Mehmet mit den Adressen folgen und bekam meist schon fertige Kuverts mit Geld von den Pensionistinnen in die Hände gedrückt. Die größte Beute, die er abgeholt haben soll, waren 75.000 Euro. Die Frauen fuhren teilweise extra zur Bank und lösten ihre Sparbücher mit ihren gesamten Ersparnissen auf.

Prozess gegen Tschetschenisches Brüderpaar

Nikolaus Rast, der Anwalt des Angeklagten

15 bis 20 Prozent des Geldes durfte sich der Angeklagte behalten. Damit habe er seinen Kokainkonsum finanziert - um etwa 30.000 Euro habe er "Party gemacht", sagt der Serbe vor Gericht. Dafür schäme er sich heute.

Der gelernte Maurer habe Mehmet Y. in Wien kennengelernt, sein Auftragsgeber habe hier ein Mietwagenunternehmen gehabt. Nenad wollte sich Geld von ihm borgen, da habe dieser ihn in das Geschäft eingeweiht. Dass er nicht alleine war, sondern Teil einer kriminellen Vereinigung wurde, will er nicht gewusst haben. Erst im Gefängnis habe er Komplizen kennengelernt.

Opfer sagten aus

Sichtlich immer noch verängstigt und schockiert sagten auch einige der Opfer, alle über 80 Jahre alt, vor Gericht aus. Aber nicht alle erkannten Nenad als falschen Polizisten wieder. Zu den Taten bekannte sich der Angeklagte nur teilweise schuldig.

Sein Anwalt, Nikolaus Rast, betonte, dass sein Mandant "nur" einen Schaden von 230.000 bis 250.000 Euro verursacht habe. Die Staatsanwaltschaft will ihm mehr als 300.000 Euro anrechnen. Da wäre der Strafrahmen weit höher. Der Prozess wurde auf Oktober vertagt - ein Urteil steht noch aus.

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