Ein Leben für den Antiterror-Kampf: Neue Nummer 2 der Cobra

Er beschützte hochdekorierte Staatsgäste wie den Dalai Lama, den Papst oder US-Außenministerin Condoleezza Rice, half bei der Befreiung österreichischer Geiseln im Ausland und wurde im August 2022 im Irak selbst zum Angriffsziel zwischen feindlichen Linien. Thomas Pinkel, 59, ist seit wenigen Tagen die neue Nummer 2 bei der Antiterroreinheit Cobra.
Der Niederösterreicher aus Seebenstein im Bezirk Neunkirchen hat sich im Rennen um den begehrten Spitzenjob gegen zahlreiche Mitbewerber durchgesetzt und besonders durch seine "enorme Erfahrung und Qualifikation“ gepunktet, bestätigt der Direktor für Spezialeinheiten im Innenministerium (DSE), Bernhard Treibenreif.
Polizei-Lehre mit 15 Jahren
In Zeiten, in denen das Einsatzkommando Cobra aufgrund der herrschenden Sicherheitslage und geopolitischer Krisenherde gefragter und geforderter denn je ist, habe bei der Postenbesetzung vor allem die "enorme Erfahrung" für den 59-jährigen gesprochen.
Mit dem Wechsel des Oberösterreichers Rainer Wintersteiger (55) an die Spitze der Sondereinheit im November 2023 war der Posten des stellvertretenden Operativen Leiters des Einsatzkommandos vakant geworden. Pinkel hatte im Auswahlverfahren schließlich die Nase vorne.
Der frisch gebackene Brigadier startete seine Karriere im Alter von 15 Jahren mit einer Lehre bei der Polizei. Im zweiten Bildungsweg legte er die Matura ab und begann den Offizierslehrgang in Wien. 1994 nahm der Niederösterreicher eine Stelle bei der Wiener Spezialeinheit WEGA an und wechselte 2005 zur Cobra.

Thomas Pinkel (m.) mit Innenminister Gerhard Karner und Bernhard Treibenreif vom DSE
Egal ob Amoklagen, Anschläge, Geiselnahmen oder wilde Schusswechsel. Pinkel war bei allen großen Einsätzen an vorderster Front. Die Erinnerungen an einige davon haben sich tief eingebrannt, etwa als in Wien-Simmering ein Amokschütze neunmal mit einer Pumpgun auf ihn feuerte. „Wir haben ihn so lange mürbe gemacht, bis ihm die Munition ausging“, schildert Pinkel.

Im Irak unter Beschuss
Keinen einzigen Tag in Uniform bereut der Familienvater. Die Nacht auf den 30. August 2022 habe ihm aber vor Augen geführt, dass einem selbst die allerbeste Ausbildung nicht immer schützt. Pinkel war Teil einer Auslandsmission, um im Irak die Lage für die Wiedereröffnung der österreichischen Botschaft auszukundschaften.
Dabei geriet das Vier-Mann-Team zwischen die Kämpfe feindlicher Milizen. "In dem Moment haben wir gewusst, dass wir keine Helden sind. Wir waren handlungsunfähig, das sind wir als Cobra-Beamte sonst nie“, schildert der Offizier.
Rechts und links hatten im Abstand von 50 Metern die Mörsergranaten eingeschlagen. "Es herrschte Krieg. Wir konnten nur den Kopf einziehen“, so Pinkel. Auch wenn man in der Nacht Glück hatte, nicht in dem Gefecht zu sterben, wurde der Auftrag der Mission erfüllt. Die österreichische Botschaft wurde kurz darauf eröffnet.
In der Freizeit gilt seine Leidenschaft dem Skirennsport. Pinkel ist Mitbegründer der Austrian Race Series, der größten Skirennserie Europas.
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