In dem heute 55-jährigen Parade-Polizisten schlummern anscheinend verborgene Talente, was die Verbrecherjagd anbelangt. Er habe alles durchlaufen und war in Funktionen, die man nicht vielen Menschen zutraut, würdigt der Direktor für Spezialeinheiten (DSE), Bernhard Treibenreif, den steilen Werdegang des frisch gebackenen Cobra-Chefs. Personenschützer, Air-Marshal, Gewerblicher Sprengbefugter, Fallschirmsprunglehrer, Präzisionsschütze und derer mehr.
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Beförderung
Wintersteiger ist vor wenigen Tagen zum neuen Operativen Leiter der Antiterroreinheit ernannt und im Headquarter in Wiener Neustadt in den Rang eines Generalmajors befördert worden.
Dass die Entscheidung im Auswahlverfahren auf den 55-Jährigen fiel, war angesichts seines Werdeganges nicht weiter verwunderlich. Schon nach kurzer Zeit am Gendarmerieposten Hochburg-Ach in OÖ rumorte es in dem blutjungen Gendarmen. „Es war nett, aber als 18-Jähriger brauchte ich eine Herausforderung. Ich dachte mir, bis zur Pension kann es das nicht sein.“
Also bewarb er sich beim Gendarmerieeinsatzkommando (GEK), wie die Cobra damals hieß. „Ich bin rasch in den Einsatzzug gekommen und dann ging es los“, sagt Wintersteiger. 1994 kam es zur ersten großen Bewährungsprobe auf internationalem Terrain. Aufgrund der Anschlagsgefahr wurde Wintersteiger mit einem Team zum Schutz der österreichischen Botschaft in die algerische Hauptstadt Algier entsandt. Später folgten andere heikle Auslandsmissionen, beispielsweise in Sarajevo, wo es galt den bedrohten österreichischen Diplomaten Valentin Inzko vor Anschlägen zu schützen.
Zu dem Zeitpunkt hatte sich Wintersteiger bereits einen Namen gemacht. Denn im November 1996 hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass eine Geiselnahme in der Strafanstalt Graz-Karlau nicht in einem Blutbad endete. Zum ersten Mal in der Karriere des Polizisten ging es von Angesicht zu Angesicht um Leben und Tod – für ihn, seine Kameraden und zwei Geiseln. Drei Schwerverbrecher hatten in dem Häfn eine Revolte gestartet und sich mit den beiden Kiosk-Betreiberinnen verschanzt. Sie drohten die Frauen zu ermorden.
Als stundenlange Verhandlungen nicht von Erfolg gekrönt waren, lag es an Wintersteiger als Zugriffskommandant, mit seinem Team das Gefängnis zu stürmen. Ganz ohne Waffengewalt ging es aber nicht. Mit einem Ablenkungsmanöver und im Kugelhagel wurden die drei Gangster überwältigt und die Sache unblutig beendet.
Illegale Waffen
Ein breites Grinsen im Gesicht des 55-Jährigen lässt erahnen, dass sein Polizisten-Herz immer noch für solche Herausforderungen schlägt. „Ich würde darauf brennen, immer noch in den Einsatz zu gehen. Mit 55 Jahren ist aber der Zenit längst erreicht“, sagt Wintersteiger. Und als Cobra-Chef wird anderes von ihm erwartet.
Wie die geopolitische Lage oder zuletzt der Terroranschlag von Wien zeigen, rechnet der Generalmajor damit, dass die Risiken für die Spezialeinheit mehr werden. Dass Cobra-Beamte heuer schon zwei Mal unter massiven Beschuss geraten sind, spiegle das aktuelle Bedrohungsbild wieder. „Ähnlich wie nach der Jugoslawien-Krise, wo massig Waffen in unser Land gekommen sind, wird das auch mit dem Ukraine-Konflikt so sein“, sagt Wintersteiger. Und wo viele illegale Waffen im Umlauf sind, werde es auch Menschen geben die sie benutzen.
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