Abweisungen von diensttuenden Ärzten in anderen Bezirken, lange Anfahrten zu Arztpraxen am Land oder lange Wartezeiten in der Spitalsambulanz seien für oft fiebrige Patienten oder Eltern mit Kindern die Konsequenz, wurde dem KURIER mehrfach und zuletzt auch aus der Stadt St. Valentin geschildert.
In Amstetten warnt nun die schwarz-grüne Stadtregierung, auf das Dilemma falsch zu reagieren. „Uns ist bewusst, dass es teilweise zu prekären Situationen kommt. Es ist ein großes Problem vieler Städte und Gemeinden in Niederösterreich. Wir wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Aber die Gesundheitsversorgung ist einfach nicht Gemeindeaufgabe“, legen Bürgermeister Christian Haberhauer (ÖVP) und sein Stellvertreter Dominic Hörlezeder (Grüne) in einem Pressegespräch fest.
Neue Konkurrenz
Würde man, wie gefordert, ärztliche Wochenenddienste aus der Gemeindekasse subventionieren, führe das dazu, dass sich die Kommunen im Buhlen um Arztdienste untereinander hochlizitieren, so die Begründung. Amstettens Gesundheitsstadträtin Beate Hochstrasser (SPÖ) hat die medizinische Minderversorgung jedenfalls seit Wochen thematisiert.
Anfangs forderte sie die Stadtregierung in Wahlkampfmanier auf, „eine faire finanzielle Abgeltung für Wochenenddienste“ anstelle von Repräsentationskosten zu zahlen.
Mittlerweile ruderte auch sie zurück. Aus einem von Schwarz-Grün im Gemeinderat geplanten Resolutionsantrag an die SPÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig wurde ein Schulterschluss aller Gemeinderatsfraktionen mit einem dringenden Appell an alle vier für gesundheitliche Belange zuständigen nö. Landesräte sowie an die ÖGK und an die Ärztekammer.
Entspannung
Stadtchef Haberhauer erwartet aber auch eine kurzfristige Entspannung, wenn im April im Stadtteil Mauer das vierköpfige Ärzteteam des neuen Primärversorgungszentrums frühzeitig und interimistisch in einer Privatpraxis die Arbeit aufnimmt. Das Quartett hat zugesagt, zum Start einen Wochenenddienst im Monat zu übernehmen. Und Stadträtin Hochstrasser hat für den 20. Februar einen überparteilich besetzten runden Tisch mit allen Ärzten einberufen.
Hoffnung auf neues Modell
2019 fällte der Verwaltungsgerichtshof eine wegweisende Entscheidung: Ärzte und Ärztinnen mit Kassenvertrag sind nicht mehr verpflichtet, an Wochenenden oder Feiertagen Bereitschaftsdienste abzuhalten. „In sehr vielen Fällen passiert dies dennoch auf freiwilliger Basis“, sagt Barbara Platl von der Ärztekammer NÖ.
Das Wochenende sei – nicht zuletzt aufgrund des Ärztemangels – eine wichtige Regenerationszeit. Die Ärztekammer arbeite aber mit der ÖGK und dem Land an einem Modell, um vielleicht wieder einen flächendeckenden Wochenenddienst anbieten zu können – auf freiwilliger Basis. „Letztlich ist das auch eine Frage des Geldes, das für die Honorierung bereitgestellt werden soll, und da sind sich das Land und die Gesundheitskasse noch uneinig“, so Platl.
Akutfälle am Wochenende
Wer also am Wochenende einen Arzt braucht, kann auf Ordinationen in der Region ausweichen. Außerdem kann man sich an die Hotline 1450, an den NÖ Ärztedienst (141) oder in Notfällen an die Rettung (144) wenden. In dringenden Fällen sollte ein Krankenhaus aufgesucht werden.
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