Mehr Geld für Ärzte, die am Land ordinieren?
Seit Minister Johannes Rauch (Grüne) angekündigt hat, im Zuge der Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern auch gleich eine Gesundheitsreform auf die Beine zu stellen, wird er von allen möglichen Seiten mit Forderungen konfrontiert.
So hat Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) einen komplett neuen Vorschlag auf den Tisch gelegt, um genügend Mediziner für Landpraxen in den Gemeinden zu finden.
Tarife zugunsten der Landärzte abändern
Sie will, dass die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) die Tarife, mit denen die Leistungen abgegolten werden, zugunsten der Landärzte abändert. „Je weiter die Kassenarztstellen von einem urbanen Bereich entfernt sind, umso höher sollten Leistungen abgegolten werden. Damit könnte die Attraktivität solcher Ordinationen gesteigert werden, und mehr Ärzte würden sich für ländliche Regionen entscheiden“, sagt Mikl-Leitner.
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Fixe Honorare für Landärzte
Niederösterreich wird das jedenfalls in diese Verhandlungen einbringen. Ein ähnlicher Vorschlag kommt auch vom Präsidenten des Gesundheitsforums Praevenire, Hans Jörg Schelling. Er könnte sich für Landärzte fixe Honorare – unabhängig von der Anzahl der Patienten – vorstellen, damit solche Ordinationen auch wirtschaftlich kalkulierbarer werden.
Auf einen weiteren Punkt pocht Mikl-Leitner schon sehr lange: mehr Medizin-Studienplätze für österreichische Studenten. Mikl-Leitner: „Keiner hat bei einem so großen Ärztemangel Verständnis dafür, dass noch immer so viele Numerus-Clausus-Flüchtlinge aus Deutschland bei uns studieren dürfen.“
Dem müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Dass es möglich sei, habe ein Gutachten des Europarechtlers Walter Obwexer ergeben. Mikl-Leitner: „Dieses Hebels sollte sich die Bundesregierung endlich bedienen.“ Immerhin würden die meisten der deutschen Studenten nach dem Studium sofort ins Ausland wechseln.
Uni-Rektor winkt ab
Mehr Studienplätze oder gar eine Berufspflicht in Österreich für Mediziner, die hier ausgebildet worden sind, hält der Rektor der Medizin-Universität, Markus Müller, allerdings nicht für geeignete Instrumente, wie er in einem Interview mit der APA erklärt. Müller zu Mikl-Leitner: „Solche Aussagen sind für mich nicht verständlich.“
Seine Vorschläge zur Lösung der Versorgungsprobleme im öffentlichen Gesundheitssystem: mehr Pflegekräfte, mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie und flexiblere Arbeitszeiten. Weiters plädiert er für eine stärkere Steuerung bei der Fächerwahl von Ärzten. So sei bei Fächern wie Gerichtsmedizin, Pathologie oder Urologie der private Markt so attraktiv, dass die öffentliche Versorgung gefährdet werde. Weiters gebe es etwa bei der plastischen Chirurgie ein Überangebot an Ärzten, während es im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie viel zu wenige gebe. Als Lösung schlägt Markus Müller Gehaltsanreize für Mangelfächer vor.
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