Die grüne Klimaanlage in der Stadt Baden

Im Kurpark werden zusätzliche Versickerungsflächen geschaffen, um Wasser bei Starkregen nicht in den Kanal abfließen zu lassen
Höhere Temperaturen, Trockenheit und Starkregen machen Umdenken und Umplanung bei der Begrünung im urbanen Raum notwendig

Der Dreizahn-Ahorn stammt aus Japan und China, doch in der Badener Rathausgasse fühlt er sich auch wohl. Dass der Asiate hier gepflanzt wurde, hat aber nicht nur dekorative, sondern ernste Gründe. „Wir müssen leider weg von unseren einheimischen Bäumen. Berg- oder Spitzahorn halten den Backofen Innenstadt einfach nicht mehr aus“, erklärt Gerfried Koch, Leiter der Abteilung Klima und Energie. Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich vor allem in urbanen Räumen bemerkbar. Die Zwickmühle: Einerseits hilft mehr Grün, die Auswirkungen zu lindern, andererseits bekommen die grünen Helfer die Änderungen zu spüren.

Trockenheit und hohe Temperaturen machen den Bäumen in den Städten zu schaffen. Da reicht es aber nicht, einfach hitzebeständigere Sorten zu setzen, man „muss den Bäumen auch Platz geben, damit sie wachsen können“, so Andreas Kastinger von den Badener Stadtgärten. Statt wie früher oft üblich einen kleinen Kreis rund um den Stamm von Asphalt freizuhalten, über den sich der Baum mehr schlecht als recht ernähren konnte, sind die Baumscheiben heute nicht nur viel größer, sondern auch dicht und bunt bepflanzt. Das attraktiviert Fußgängerzone und Straßen nicht nur, sondern bildet auch eine Art Klimaanlage. Um rund zwei Grad sind diese grünen Straßen kühler als unbepflanzte.

Die grüne Klimaanlage in der Stadt Baden

Experten Koch, Madreiter und Kastinger

10.000 Bäume

Das Thema Baum in der Stadt beschäftigt aber nicht nur die Gärtnerei, sondern auch das Bauamt. „Thema ist auch, was sich unter der Erde abspielt, bei Gasleitungen muss man etwa Abstand halten“, erklärt Baudirektor Michael Madreiter. Bei der oberirdischen Gestaltung von Straßen achte man verstärkt auf die Entsiegelung von Flächen, wobei natürlich der fließende und stehende Autoverkehr oder die Gehsteige zu beachten sind. Ein sensibles Thema, aber bei den Badenern gebe es auch „eine große Sensibilität, wenn es um Bäume geht“, so Vizebürgermeisterin Helga Krismer (Grüne). „Es ist eben naiv zu glauben, man stellt einfach ein paar Blumenkisterl auf und damit ist es getan“. 10.000 Bäume gibt es in Baden inklusive Parkanlagen, 6.000 im Straßenraum. 1.000 werden bis 2025 neu gepflanzt.

Die grüne Klimaanlage in der Stadt Baden

Stadt-Vize Helga Krismer am Dach der Stadtgärtnerei 

Aber auch in Bereichen, in denen man vor lauter Bäumen keine Probleme sieht, ist nicht alles grün. Im Kurpark etwa, wo man bereits vor Jahren verstärkt auf asphaltierte Wege verzichtet hat, werden weitere Versickerungsflächen geschaffen. Denn bei Starkregen kann der Boden das viele Wasser nicht mehr aufnehmen und es verschwindet ungenutzt im Kanal. Wo es Probleme macht. „Wir haben einen getrennten Regenwasserkanal, der aber bei derartigen Starkregenereignissen nicht mehr ausreichend ist“, sagt Madreiter. Deshalb wird bei Bauten jetzt auch eine Versickerung auf Eigengrund vorgeschrieben, was sogar bei großen Projekten wie dem AK-Neubau in der Wassergasse funktioniere.

Aber auch auf und an Gebäude will man grün bringen. Das Dach der Stadtgärtnerei-Garage wurde etwa in ein 170 Quadratmeter großes Natur-Refugium verwandelt. Die Stadt fördert derartige Maßnahmen und hat eine Kooperation mit „GrünStattGrau“, der Dachorganisation für Forschungseinrichtungen und Objektbegrüner in Österreich, geschlossen.

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