Seit Jahren debattieren und streiten Integrationswissenschafter, Pädagogen und die Politik darüber, wie man die Sprachdefizite der Kinder tunlichst wettmachen könnte. Ansätze gibt es dafür höchst unterschiedliche. Beim Modell der Deutschförderklassen, dass in der Otto-Glöckel-Volksschule in Wiener Neustadt als Pilotprojekt eingeführt und später auf ganz Österreich ausgerollt wurde, muss deutlich nachgebessert werden.
Denn die Intensiv-Förderkurse sind auf den Status der "außerordentlichen Schüler“ und damit auf eine kleinere Personengruppe als nötig beschränkt. "Da dieses Förderprogramm auch immer zeitlich begrenzt ist, entsteht oft eine Lücke, die es zu füllen gilt“, sagt Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Zusätzlich zu allen bereits bestehenden Fördermaßnahmen werden in den beiden am stärksten betroffenen Volksschulen, Otto-Glöckel und am Baumkirchnerring, ab sofort Sprachkurse in Kleingruppe durchgeführt.
Die Kosten von rund 22.000 Euro pro Semester trägt die Stadt, der nötige Beschluss dazu fällt demnächst im Stadtsenat.
Schlüssel zur Integration
Mit dem neuen Modell will man besonders auch jene Kinder unterstützen, die bisher keinen Anspruch auf Förderung hatten – also Mädchen und Buben in den Vorschulklassen oder jene, die erst in einer höheren Volksschulklasse nach Wiener Neustadt zugezogen sind.
Der Unterricht in diesen Gruppen mit maximal fünf Kindern verspreche eine hohe Erfolgsquote und soll sicherstellen, dass die Kinder rasch die deutsche Sprache lernen. "Denn eines ist für uns außer Streit: Die Deutschkenntnisse sind der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Integration“, so Klaus Schneeberger und Bildungsstadtrat Philipp Gruber.
Verantwortlich für die Kurse zeichnet der Verein "Startklar“, der sich bereits seit Jahren um das Sprachförderprogramm in den Schulen in Wiener Neustadt kümmert. Angeboten werden pro Schule maximal vier Kurse mit zwei Unterrichtseinheiten pro Woche.
Was besonders in den Brennpunktschulen mit hohem Migrationsanteil in der Praxis immer wieder auffalle, dass viele Kinder zu Hause kein einziges Wort Deutsch sondern ihre Muttersprache sprechen, heißt es vonseiten der Verantwortlichen. Gerade nach den Ferien sei deshalb bei den Kindern ein deutliches "Sprachdefizit“ zu erkennen.
"Jeder der Deutsch kann, sich in unserer Gesellschaft integriert und arbeitet, ist hier herzlich willkommen. Alle anderen nicht“, fand Schneeberger dazu zuletzt sehr klare Worte.
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