Belastete Jugendliche: Wiener Schulen bekommen Psychologen-Teams

Belastete Jugendliche: Wiener Schulen bekommen Psychologen-Teams
Experten sollen an Pflichtschulen Kinder und Lehrer entlasten. Gestartet wird in Favoriten und Margareten.

Neun Prozent aller Jugendlichen denken regelmäßig über Suizid nach. Das ergab eine Erhebung der Universität Wien und der MedUni Wien, die Anfang des Jahres präsentiert wurde. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hallen immer noch nach, Krieg, Klimakrise und Teuerungen belasten Kinder und Jugendliche zusätzlich. 

Etwas, das sich vor allem auch an den Schulen bemerkbar macht. 

„Besonders häufig haben wir es mit Ängsten, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen zu tun, aber auch mit Mobbing und massivem provokanten Verhalten während des Unterrichts“, sagt die klinische Psychologin Ardjana Gashi zum KURIER. Sie hat im Pilotprojekt „Klipsy School“ des Psychosozialen Dienstes (PSD) mitgewirkt, bei dem Pflichtschüler in Favoriten betreut worden sind. Die Expertise, die dort gesammelt wurde, fließt nun in ein neues Projekt der Stadt Wien ein: Das psychosoziale Unterstützungsangebot an Pflichtschulen wird nun massiv ausgebaut. 

Konkret werden multiprofessionelle Teams zusammengestellt.  Diese setzen sich aus klinischen Psychologen, Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und – je nach Bedarf – Ergotherapeuten zusammen. Sie sind jeweils für einen Schulverbund, bestehend aus drei bis vier Schulen, zuständig. 

Täglich soll mindestens eine Person des Teams an jeder Schule vor Ort sein. „Dadurch können wir Vertrauen aufbauen und einen niederschwelligen Zugang zu Beratung und erster psychosozialer Betreuung bieten“, erklärt  Gashi.  

Start
Die ersten multiprofessionellen Teams werden  ab November in Favoriten und Margareten eingesetzt. Bis zum ersten Quartal 2025 sollen hier insgesamt 15 Schulen mit permanenten Teams ausgestattet sein

Leistungen
 

  • Prävention im Bereich psychische Erkrankung/Gesundheit
    Suchtprävention  
  • Krisenintervention
  • Beratung und Vermittlung in Behandlungssysteme 
  • Psychoedukation/ Entstigmatisierung  
  • Früherkennung und Diagnostik

 

 

 

 In  Krisensituationen könne rasch gehandelt werden  – durch eine kurzfristige Intervention, eine längerfristige psychologische Unterstützung oder die Vermittlung an die richtigen Stellen im Wiener Gesundheitssystem.
„Wir müssen rasch und effektiv reagieren, damit aus diesen Belastungen keine dauerhaften Erkrankungen werden“, ergänzt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Kostenloses Angebot

„Die Gesundheit junger Menschen hat höchste Priorität und wird in Wien mit großem Engagement verfolgt“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig. Das Vorhaben markiere einen „Wendepunkt“ und biete  direkte, unkomplizierte und kostenlose Unterstützung.
Die ersten Teams sollen im November an 15 Schulen in Favoriten und Margareten starten. 

Im Endausbau sollen 17 multiprofessionelle Teams im Einsatz sein, die 52 Pflichtschulstandorte betreuen. Dadurch sollen  rund 15.000 Schülerinnen und Schüler Zugang zu den psychosozialen Diensten erhalten.

In der ersten Phase werden Schulverbünde mit besonderem Unterstützungsbedarf gebildet – diese werden unter anderem wegen besonderer Fallhäufung und geografischer Nähe zueinander ausgewählt.
Zusätzlich wurden  zwei mobile Teams angekündigt. Diese sollen von  jenen Schulen  angefordert werden können, die keinen  permanenten Unterstützungsbedarf haben. 

Hotline für den Ernstfall

Im November wird dafür eine  Hotline für alle Direktorinnen und Direktoren eingerichtet. Im Bedarfsfall erfolgt zunächst eine telefonische Abklärung und Ersteinschätzung. Sofern nötig, treten die mobilen Teams in direkten Kontakt mit den betroffenen Personen.

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