"Currywurstmann" mit langen Fingern? Töpperwien bestreitet alle Vorwürfe
Als Teilnehmer an Reality-TV-Formaten wie „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ oder dem berüchtigten RTL-„Dschungelcamp“ hatte Chris Töpperwien Bekanntheit erlangt.
In den USA baute sich der heute 50-Jährige mit Currywurst-Trucks eine Existenz auf. Sein Gastspiel als Geschäftsleiter eines Grillfachgeschäftes in Vösendorf (Bezirk Mödling) endete allerdings schon nach kurzer Zeit recht unrühmlich. Wegen Vorwürfen von Veruntreuung und Untreue wurde der Deutsche gekündigt - und musste sich nun am Montag deswegen auch am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten.
"Missverständnisse"
Der Prozess begann unter großem Medieninteresse. Auch aus Deutschland waren TV-Teams angereist. Töpperwien wirkte sichtlich angespannt, bestritt alle Vorwürfe, sprach von Missverständnissen. Der Staatsanwalt legt ihm eine Reihe von Veruntreuungen zur Last. Er soll 2021 private Einkäufe mit Firmengeld bezahlt haben - Gesamtschaden rund 8.800 Euro.
Töpperwien soll private Einkäufe in Baumärkten oder im Internet über das Firmenkonto oder mit der Bankomatkarte des Unternehmens beglichen haben. Außerdem habe der 50-Jährige laut Anklage Beschäftigten Arbeitsaufträge für private Zwecke erteilt - vor allem im Zusammenhang mit seiner Übersiedelung von Baden nach Bad Erlach (Bezirk Wiener Neustadt) - darunter Schutt- und Sperrmüllentsorgung.
Messer und Gewürze veruntreut?
Social-Media-Auftritte, für die er laut Arbeitsvertrag selbst verantwortlich gewesen wäre, soll der selbsternannte "Currywurstmann" an sein Unternehmen in den USA ausgelagert haben, die GmbH sollte dafür bezahlen. Außerdem soll er Gegenstände der GmbH veruntreut haben, darunter Messer, Grillgewürz und -kohle. Belastet werde der Angeklagte von den Mitarbeitern des Unternehmens, sagte der Staatsanwalt.
Töpperwiens Verteidiger sprach von irrtümlichen Verwendungen der Firmenkarte. „Das war vielleicht patschert, aber weit, weit weg vom Strafrecht“, meinte der Rechtsanwalt. Die in einem Baumarkt gekauften Umzugskartons habe er für seine Übersiedlung "ausgeborgt", danach aber „unbeschadet“ dem Unternehmen zurückgebracht, beteuerte Töpperwien: „Es war mir eigentlich nicht bewusst, dass das schlimm wäre.“ Auch das Ausborgen des Firmenbusses sei im Unternehmen üblich gewesen, den Sprit habe er - ebenso wie die Sperrmüllentsorgung - von seinem eigenen Geld bezahlt.
Umbau des Geschäftslokals
Den Kauf von Baumaterial, Schaltern, Putzmitteln sowie eines Gartenschlauchs und einer Waschtischhalterung für private Zwecke bestritt er. Die Waren seien für den Umbau und die Neugestaltung einer Grillschule sowie der Dachterrasse des Firmenstandorts in Vösendorf verwendet worden: „Da wurde immer irgendetwas gebaut“. Mitarbeiter hätten ihm beim Umzug geholfen, das sei aber außerhalb der Dienstzeiten erfolgt.
In zwei bis drei Fällen habe er irrtümlich eine falsche Zahlungsvariante gewählt, sodass das Firmenkonto belastet wurde, „das war ein Verklicken“, meinte der Angeklagte. „Dumm gelaufen, ganz blöd gelaufen“, meinte er. In einem Fall habe er das sofort „genau erklärt“, den Betrag habe er „umgehend überwiesen“. Einige Tage später sei die Kündigung erfolgt.
Er habe die Messer bezahlt, die Grillgewürze und einen Messerschleifer an andere Personen für Social-Media-Postings weitergegeben. Produkte wie Grillkohle, Ölkanne oder Spachtel seien für Social-Media-Werbung für das Unternehmen verwendet worden.
Zu Anschuldigungen in Verbindung mit Abrechnungen über seine US-Firma erklärte Chris Töpperwien, dass über diesen Weg seine heutige Frau für ihre Arbeit entlohnt werden sollte. „Das war einer der größten Schocks für mich, dass das, was eigentlich klar und besprochen war, nicht richtig gewesen sein soll“.
"Noch 14.000 Euro Gehalt ausständig"
Die Vorwürfe bezeichnete er als „fast unfassbar“. Eine Führungskraft des Unternehmens habe ihm angekündigt, „ihn fertigzumachen“: „Dass das dann tatsächlich passiert, damit haben weder ich noch meine Frau gerechnet.“ Laut seinem Verteidiger sind nach Berechnung der Arbeiterkammer Niederösterreich noch rund 14.000 Euro an Gehalt ausständig. Werde diese Summe nicht an seinen Mandanten gezahlt, werde man klagen, kündigte der Jurist an.
Töpperwien, der in die USA ausgewandert ist, wurde aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Deutschland festgenommen und nach Österreich ausgeliefert. Ein Urteil gab es im Prozess am Montag nicht. Zur Befragung eines weiteren Zeugen wird das Verfahren vertagt. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem "Currywurstmann" bis zu drei Jahre Haft.
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