Das klingt nicht, als hätten Sie in diesen zwei Jahren einen Alltag gefunden?
Nein, aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, den habe ich auch nicht gesucht. Ich bin nicht der Typ, der an einen klassischen „Alltag“ gewöhnt ist. Ich habe das Wirtschaftsressort in Niederösterreich übernommen im Jahr 2008/2009, genau zum Zeitpunkt der Weltwirtschaftskrise. Es überrascht mich daher nicht, keinen Alltag zu haben. Aber es waren natürlich wirklich zwei besonders herausfordernde Saisonen. Corona war und ist immer noch ein Thema, zu dem niemand ein fertiges Konzept in der Schublade hat und sagt „so machen wir es“. Das Managen wird auch künftig ein Navigieren durch raue See sein. Aber das ist auch gut so, ich bin ohnehin sicherlich keine Schönwetter-Managerin und stelle mich den Herausforderungen gerne.
Eine Rückkehr in die Politik schließen Sie, wie Sie sagen, aus, obwohl Sie keine Sekunde missen wollen würden. Verfolgen Sie die Landespolitik noch?
Natürlich, es ist ja nicht so, dass ich gegangen bin, und es interessiert mich plötzlich nichts mehr. Ich lebe in diesem Land, habe eine freundschaftliche Verbindung zu meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen und noch vielen anderen Menschen. Ich werde nach wie vor auf der Straße angesprochen, das sind sehr positive Begegnungen. Ich bleibe nach wie vor verwurzelt im Land Niederösterreich. Ich war auch beim Festakt zu 100 Jahre Niederösterreich im Palais NÖ dabei und ich war stolz, dass ich 15 Jahre mitgestalten durfte. Diesen Stolz und diese Beziehung zum Land verliert man nicht einfach, nur weil man den Aufgabenbereich gewechselt hat.
In der Wiener Staatsoper haben Sie einen Schwerpunkt auf die Nachwuchsarbeit gesetzt. Warum?
Kinder sind die Zukunft, auch die der Wiener Staatsoper. Es ist daher eine Bildungsaufgabe der Wiener Staatsoper, Kindern auf spielerische Art und Weise Musiktheater zu vermitteln. Ich habe schon in meinem früheren Job als Leiterin des Archäologischen Parks Carnuntum gesagt: „Man muss die Kinder begeistern.“ Wir veranstalten neben Vorstellungen nun auch Führungen für Kinder. Und wir haben mit der Opernschule und dem Opernstudio Nachwuchsprogramme im künstlerischen Bereich. In der Opernschule können Kinder ab acht Jahren bei uns in die Ausbildung gehen. Das sind rund 140 Kinder, die regelmäßig am Abend auf der Bühne stehen und im Kinderchor oder auch als Solistinnen und Solisten mitwirken. Im Opernstudio bekommen junge Menschen zwischen 25 und 30 Jahren, die bereits ein Gesangsstudium absolviert haben, für zwei Jahre eine Art Meisterklasse. Für den heurigen Turnus hatten wir 700 Bewerberinnen und Bewerber, zwölf wurden genommen.
Was hat Sie am Staatsopernhaus am meisten überrascht?
Einerseits fasziniert mich die Architektur. Das Gebäude ist so prächtig, gleichzeitig aber auch so verwinkelt. Ich würde mich nicht alleine auf einen Rundgang begeben, es könnte sein, dass ich nicht mehr herausfinde. (lacht). Auf der anderen Seite die Logistik: Als Repertoirehaus bringen wir jeden Abend eine andere Vorstellung auf die Bühne, diese wird zumeist zwei Mal am Tag komplett umgebaut, weil am Vormittag ein anderes Stück geprobt wird. Das ist eine unglaubliche Logistik, die unsere Technik da so diszipliniert leistet. Und drittens sind es vor allem die Menschen, die hier arbeiten, die für die Staatsoper brennen – sie machen diesen Betrieb aus. Und dieser Betrieb läuft rund um die Uhr, auch am Wochenende und an Feiertagen. Da ist wirklich viel Herzblut dabei.
Und jetzt sind Sie ein Teil davon.
Ja, jetzt darf ich Teil dieses Betriebes, Teil des „ganzen Theaters“ sein (lacht).
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