Vermutlich war der Charme des vermeintlichen Kavaliers aber viel zu groß.
Eine 49-jährige Niederösterreicherin aus dem Bezirk Baden ist das jüngste Opfer einer perfiden Betrugsmasche, die derzeit Österreich mit zig Anzeigen pro Tag überschwemmt.
Versprechungen gemacht
Krypto-Betrüger geben sich mitunter als bekannte Starlets aus und versuchen sich das Vertrauen ihrer Opfern zu erschleichen. Die Bande hat sich gegenüber der 49-Jährigen glaubhaft als der Hollywood-Star Brad Pitt ausgegeben und sie über Messenger-Dienste monatelang mit Nachrichten eingekocht, so die Ermittler. Er brauche Geld für die "wahnsinnig teure Scheidung“ von Angelina Jolie und würde später nach Österreich kommen und es der Frau zurückzahlen und sie "schön ausführen".
Auch die Liebe soll er ihr geschworen haben.
Die Niederösterreicherin habe sich nach allen Regeln der Kunst täuschen lassen und den unbekannten Gangstern in mehreren Tranchen insgesamt mehr als 150.000 Euro über Bitcoin- und Krypto-Wallets überwiesen.
"Das Tragische an dieser Geschichte ist, dass sich das Opfer dafür sogar verschuldet und einen Kredit aufgenommen hat“, schildern Kriminalisten. Das Geld ist freilich unwiederbringlich weg, die Geldflüsse sind nicht nachzuvollziehen. Diese Woche erstattete die Frau Anzeige bei der Polizei.
Wer glaubt, dies sei ein Einzelfall, der irrt gewaltig. Besonders der Anlagebetrug boomt laut Bundeskriminalamt in Österreich wie nie zuvor. Wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und der Direktor des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer, vor wenigen Tagen Bilanz zogen, treibt der Traum vom schnellen Geld unzählige Menschen in die Fänge von Schwerkriminellen.
Heuer schon 95 Millionen Euro Schaden
Im heurigen Jahr beträgt der von Anlagebetrügern verursachte Schaden einen Rekordwert von mehr als 95 Millionen Euro – 2022 waren es noch 60 Millionen Euro. Die Masche der höchst professionellen Betrüger ist so durchdacht, dass sogar Profis in ihre Falle tappen.
Ex-Polizeichef als Opfer
Vor wenigen Tagen haben die Anlagebetrüger einem ehemaligen Polizei-Postenkommandanten aus Niederösterreich annähernd 85.000 Euro aus der Tasche gezogen.
Ein Polizist als Opfer, wie das? Mit aufwendigen Marketing-Strategien und getürkten Investmentseiten im Internet werden kleinen Sparern und Privatinvestoren unrealistisch hohe Profitversprechen gemacht. Wie Holzer erklärt, werden die Menschen zunächst dazu verleitet, kleine Summen zu investieren.
Meist wird auf einer Fake-Seite ein rascher Gewinn ausgewiesen und die Anleger von Beratern – sogenannten Brokern – am Telefon dazu verleitet, nochmals schnell Geld nachzuschießen, um die "richtig fette Kohle“ abzuräumen.
Auf diese Art und Weise zahlte der Ex-Polizist auf litauische, englische und andere ausländische Konten in Summe fast 85.000 Euro ein. Auch er nahm sich in der Hoffnung auf den richtig großen Gewinn in seinem Ruhestand eigens einen Bankkredit auf.
Ein Callcenter mit Vollprofis
Die Kriminellen sitzen meistens in eigens dafür geschaffenen Callcentern im Ausland. "Das sind rhetorische Vollprofis, die über Stunden, manchmal sogar Tage mit Anrufen psychischen Druck aufbauen“, erklärt Stefan Pfandler vom nö. Landeskriminalamt die Vorgangsweise der Anlagebetrüger.
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