Heuer bereits mehr als 95 Millionen Euro Schaden durch Anlagebetrug

Betagte Menschen werden oft zu Betrugsopfern. Die Kriminalisten Stefan Pfandler und Andreas Holzer präsentieren Minister Gerhard Karner (v. l.) die Beschuldigten
Ermittler warnen: Hohe Profitversprechen locken immer mehr Menschen in die Falle. Auch Bargeld, Schmuck oder Gold sind vor Telefonbetrügern nicht sicher.

Der Traum vom schnellen Geld treibt in Österreich unzählige Menschen in die Arme von Kriminellen. 2024 beträgt der von Anlagebetrügern verursachte Schaden bereits mehr als 95 Mio. Euro. Im Vergleich zum Jahr 2022 entspricht das einem Anstieg um 58 Prozent. Damals lag die Schadenssumme bei gut 60 Mio. Euro. Die Vorgehensweise ist simpel: Im Internet werden mit aufwendigem Marketing unrealistische Profitversprechen gemacht und Investoren so dazu gebracht, zunächst kleine Summen zu investieren.  

„Sobald das passiert ist, folgt ein Anruf eines angeblichen Brokers“, weiß der Direktor des Bundeskriminalamts Andreas Holzer. 
Der vermeintliche Berater schwärmt von der Kursentwicklung. Nun sei es an der Zeit, mehr zu investieren.  Bekommen die Getäuschten große Augen und geben ihre Bankdaten bekannt, wird deren Konto leer geräumt. 

Gerade in Zeiten von Weihnachtsgeld und dem ein oder anderen Geldgeschenk warnt die Polizei eindringlich vor derartigen Telefonbetrügereien, die nun wieder Hochsaison haben.   

Polizei jagt Nachahmer

 Mit Perücken, falschen Namen und mehreren Autos narrte ein polnisch-amerikanisches Trio 2023 monatelang die heimische Polizei – und unzählige Betrugsopfer. Zwei Männer und ihre Komplizin wandten den Kautionstrick an, eine bekannte, aber offenbar weiterhin effektive Masche: Dabei werden Eltern von falschen Polizisten angerufen, dann wird behauptet, das Kind habe einen Unfall verursacht. Ohne sofortige Bezahlung einer Kaution würde die Untersuchungshaft verhängt.

Die Tricks 
Egal, ob „falsche Polizisten“, „Tochter-Sohn-Trick“ oder „Anlagebetrug“ – Kriminelle nutzen das Vertrauen von Menschen in  Institutionen wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Banken aus, um ihnen ihre Ersparnisse abzuluchsen

47 Mio. Euro
haben falsche Polizisten seit 2021 ergaunert. Während die Zahlen bei dieser Form der Abzocke rückläufig sind, ist der Anlagebetrug am Steigen

„Das sind rhetorische Vollprofis, die über Stunden, manchmal sogar Tage mit Anrufen psychischen Druck aufbauen“, erklärt Chefermittler Stefan Pfandler vom nö. Landeskriminalamt. Nicht nur höre man im Hintergrund das Schluchzen der vermeintlichen Kinder, auch zu einem angeblichen Staatsanwalt wird verbunden, der der Geldforderung Nachdruck verleiht. 

Das polnisch-amerikanische Trio konnte so in nur drei Monaten eine Beute von mehr als einer Mio. Euro einstreifen. Dann jedoch war Schluss, denn die 2022 – nach einem massiven Anstieg des Telefonbetrugs – eigens gegründete Ermittlungsgruppe „Falsche Polizisten“ (EG FaPo) legte den Kriminellen das Handwerk.

Kein Einzelfall, wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Mittwoch bei einer Bilanzpräsentation betonte. So sank die von falschen Polizisten verursachte  Schadenssumme nach 14,9 Mio. Euro 2022 und 20 Mio. im Vorjahr auf heuer bisher  7 Mio. Euro. In diesem Zeitraum wurden zudem 150 Polizei-Nachahmer festgenommen. 

Davon  betroffen ist auch jener Polizistentrick, bei dem Anrufer ihren – zumeist betagten – Opfern vorgaukeln, sie stünden auf der „To-do“-Liste von Einbrechern. Kollegen würden rasch vorbeikommen, um Wertsachen zu holen und diese sicher zu verwahren. Stattdessen machen sich die Fake-Polizisten mit Bargeld, Schmuck und Gold aus dem Staub. 

Dass der polizeiliche Schwerpunkt Resultate bringt, zeigt auch die Tatsache, dass die Anzeigen in diesem Zusammenhang von 1.605 im Vorjahr auf 616 im Jahr 2024 zurückgegangen sind. Wenngleich die Ermittler davon ausgehen, dass die Dunkelziffer – teils aus Scham über die eigene Leichtgläubigkeit – in diesem Bereich hoch sein dürfte.

Damit es bei einem recht neuen Trick gar nicht erst so weit kommt, warnt die Polizei vor aktuell zuhauf verschickten Schreiben, in denen  Rückzahlungen der Österreichischen Gesundheitskasse angekündigt werden. Es handelt sich um Fälschungen und einen Versuch, die Empfänger abzuzocken. 

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