Besuch in der "Männerakademie": Was ist Männlichkeit?

Die Männer unserer Gesellschaft leiden unter ihrer vaterlosen Erziehung, so die Gründer Walter Beling (li.) und Jarko Ribarski.
Jarko Ribarski hat die „Männerakademie“ gegründet und möchte seinen Geschlechtsgenossen authentische Selbsterfüllung lehren.

„Die Männer unserer Gesellschaft stecken in der tiefsten Krise seit Jahrhunderten“, ist sich Jarko Ribarski sicher.

Auf den ersten Blick deckt sich diese Analyse so gar nicht mit der Machtposition des Mannes in unserer Gesellschaft.

Doch der 48-jährige Unternehmer sieht genau das als die Folge des Problems der sogenannten Vaterwunde: „Aufgrund unserer vaterlosen Gesellschaft haben Männer nie die männliche Anerkennung und Aufmerksamkeit erfahren, nach der sie sich sehnen. Dieser Konflikt hindert sie an einer authentischen Selbsterfüllung in Berufs- und Privatleben.“ Und das sei eben auch verantwortlich für übertriebene Männlichkeitsgehabe, Aggression und Gewaltbereitschaft.

Ribarski ist Coach, leitet eine Marketing Agentur und war bis Oktober Obmann der Wirtschaftskammer Baden. Selbst in einer Großfamilie mit vielen männlichen Vorbildern aufgewachsen, möchte er seine Erfahrungen nun teilen: Gemeinsam mit Walter Beling, der in Philosophie promovierte, gründete er die „Männerakademie“. Dort soll in verschiedenen Seminaren „mittels Vergebung, Versöhnung, Dankbarkeit und Selbstliebe zurück zur männlichen Kraft“ gefunden werden.

Überraschung: Viele weibliche Leser

Bis die „Männerakademie“ in Weikersdorf am Steinfelde (Bezirk Wiener Neustadt-Land) aufsperren darf, werden die Seminare fürs Erste online abgehalten (www.maenner-akademie.com). Startschuss fällt Anfang Februar. Parallel dazu haben die Unternehmer ein Buch geschrieben mit dem plakativen Titel „Hast du deine Eier verloren?“ und bieten die Ausbildung weiterer „Männercoaches“ an.

Besuch in der "Männerakademie": Was ist Männlichkeit?

„Hast du deine Eier verloren?“, der plakative Titel des Buches.

Das Interesse sei groß, so Ribarski: „Unser Angebot richtet sich vor allem an Männer ab 30 Jahren. Überraschenderweise interessieren sich viele Jüngere, um die 25, für uns.“ Auch viele Frauen würden das Buch bestellen. Eine Fortsetzung soll bereits in wenigen Wochen erscheinen: „Das Buch zielt auf eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst ab.“

Warum gerade jetzt die Zeit reif ist für die Aufarbeitung der sogenannten Vaterwunden in der Gesellschaft? „Die Frau hat sich in den vergangenen Jahrzehnten emanzipiert, jetzt ist der Mann an der Reihe“, ist der Unternehmer der Meinung.

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