Bedrohte Pfarrkindergärten: Initiative mit neuem Zukunftsmodell

Pfarrer Philemon Dollinger (Pfarre St. Valentin), Günther Schneider mit der Gitarre (Förderverein und Plattform "We are family", Pfarrer Wolfgang Fürtinger (Pfarre Pottschach), Pfarrer Josef Riegler (Pfarre Wimpassing) und Pfarrer Bernhard Lang (Pfarre Neunkirchen)
Die Erzdiözese Wien stoppt 2022 die Subventionen. Im Bezirk Neunkirchen gibt es einen Rettungsplan für vier Standorte

Die Zahl der Kirchenaustritte ist 2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Dennoch kehrten 58.535 Personen der katholischen Kirche den Rücken, 2019 waren es 67.794. Vor diesem Hintergrund weiß man auch in den Pfarren ob der großen Bedeutung christlich-religiöser Früherziehung.

Nachdem die Erzdiözese Wien verlautbart hat, mit August 2022 die Subventionen aus Kostengründen für ihre neun Pfarrkindergärten in Niederösterreich einzustellen, ist an den Standorten Feuer am Dach. Die Diözese musste für die 420 Kindergartenplätze jährlich 390.000 Euro zuschießen. Das sei zu viel.

Im Fall der Pfarrkindergärten von Wiener Neustadt, Baden, Leopoldsdorf und Zillingdorf wird es wie berichtet deshalb Lösungen mit den jeweiligen Gemeinden und Landeskindergärten geben, wo die Kinder in Zukunft unterkommen sollen.

Mit religiösen Werten aufwachsen

Im Bezirk Neunkirchen hingegen sieht es eine Bewegung als „moralische Verpflichtung, dass die christliche Identität bewahrt wird und die Kinder auch mit diesen religiösen Werten aufwachsen“. Deshalb haben die vier Pfarren für die Standorte in Neunkirchen, St. Valentin, Pottschach und Wimpassing zusammen mit der Aktionsplattform „Gemeinsam für Pfarrkindergärten“ eine eigene Initiative gegründet.

Bedrohte Pfarrkindergärten: Initiative mit neuem Zukunftsmodell

Businessplan

Unter dem Namen „Pfarrkindergärten Schwarzatal“ werden die vier Standorte erhalten bleiben. Zusammen mit den jeweiligen Gemeinden und einem Förderverein wird an einer neuen Trägerschaft und einem Businessplan gearbeitet, erklärt der Neunkirchner Pfarrer Bernhard Lang. Die Gespräche mit den Gemeinden und den Landtagsabgeordneten der Region seien schon sehr weit fortgeschritten, im Juni will man eine Lösung präsentieren.

Private unterstützen die Pläne

Die Nachfrage nach den 250 Betreuungsplätzen an den vier Standorten ist nach wie vor groß. „Es sind viele Eltern, die selbst schon in einen der Pfarrkindergärten gegangen sind. Wir müssen uns unsere Identität bewahren und daher auch bei den Kindern den Fokus auf den christlichen Glauben richten“, sagt Günther Schneider von der Plattform. Es gäbe bereits private Sponsoren, die den Plan unterstützen.

Die Pfarren hoffen zumindest auf eine kleine finanzielle Unterstützung der Erzdiözese. Der Auftrag sei, ein Konzept zu erarbeiten, um finanziell besser aufgestellt zu sein, erklärt Lang. Die Förderung des Landes Niederösterreich sei zugesagt.

Die Kirche wünscht Lösungen

Was die Erzdiözese Wien anbelangt, so habe man im Vorjahr angekündigt, per 31. August 2022 die bisher für die Kindergärten gewährten Subventionen zu beenden und hat die neun betroffenen Pfarren aufgefordert, sich bis dahin um Lösungen auf neuer Basis zu bemühen, erklärt der Sprecher der Erzdiözese, Michael Prüller. Dazu zähle beispielsweise die Überführung ins öffentliche Kindergartenwesen, wie es nun für Wiener Neustadt ausgehandelt wurde. Möglich sei auch eine Bündelung der Kräfte und das Gespräch mit weiteren potenziellen Partnern, wie es die vier Kindergärten im Bezirk Neunkirchen gemeinsam versuchen, sagt Prüller.

 

 

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