Sie eine erfahrene Hotelierin, er ein begnadeter Sternekoch und im Hintergrund ein finanzstarker Eigentümer. Dieses Dreiergespann will mit einem ambitionierten Hotelprojekt am Fuße der Rax den touristisch leicht verschlafenen Festspielort Reichenau aus dem Dornröschenschlaf erwecken.
Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner, Tourismus-Expertin Helena Ramsbacher und der jüngste Michelin-Koch der Welt, Max Stiegl, werden das verstaubte Traditionshotel Knappenhof am Fuße der Rax wachküssen. Und das, sofern es die Corona-Pandemie zulässt, genau zur Primetime der sommerlichen Festspielzeit.
Mit dem Konzept eines „hippen Hideaway-Boutique-Hotels“ für naturbewusste Städter will Ramsbacher dem Knappenhof zu alter Blüte verhelfen und „ganz viele Wiener oder Grazer auf’s Land locken“. Wer die Vita der Hotelbetreiberin studiert, möchte ihr diese Fähigkeit auch nicht abstreiten. Es ist bereits das vierte Hotelprojekt der ehemaligen FPÖ-Nationalrätin aus Kärnten. Sie ist Eigentümerin des „Small Luxury Hotel Das Tyrol“ in Wien, hat mit dem „Lemongarden“ das erste 5-Sterne-Haus auf der kroatischen Insel Brač eröffnet und arbeitet parallel dazu an einem Relaunch des Seefels am Wörthersee. Die Häuser haben eines gemeinsam. Hans Peter Haselsteiner steht zum Großteil mit seiner Familien-Privatstiftung finanziell dahinter. Privat verbindet ihn mit Ramsbacher ein gemeinsamer Sohn.
Der Knappenhof ist bereits seit 2008 in Haselsteiners Besitz. Das bisherige Konzept der früheren Betreiber lief jedoch gehörig schief und mit einer nur 20-prozentigen Auslastung endete es im Vorjahr in einer Insolvenz. Mit einer neuen Philosophie will Ramsbacher ein touristisches Highlight setzen. Davon gibt es zurzeit in der Region nicht sehr viele. Das Haus wird gerade in ein Alm- und Waldhotel umgebaut. „Landhausstil trifft auf unaufdringlichen Luxus“, so das Konzept.
„Ich hatte immer eine starke Beziehung zu den Festspielen und der Region und habe mich in diese Gegend verliebt“, verrät Ramsbacher. Mit Max Stiegl vom Gut Purbach habe sie einen „kongenialen Partner“ für die erste Pop-up-Saison gefunden. Der begnadete Koch, der vor allem für seine ungewöhnliche Innereien-Küche bekannt ist, war für das Konzept sofort Feuer und Flamme. „Es stehen Menschen dahinter, die das Herz am richtigen Fleck haben. Es geht dabei um Werte und Nachhaltigkeit“, so Stiegl. Was das Projekt anbelangt, musste man ihn nicht großartig überreden. Der Standort spreche für sich. „Was das Sacher für Wien ist, ist der Knappenhof für Reichenau.“ Seinen Teil zum Erfolg will er mit der „typisch ehrlichen Wirtshaus-Küche“ beitragen. „Was anderes kann ich ja nicht. Oder soll ich Pizza backen?“, meint er schmunzelnd.
Ramsbacher will das Hotel zunächst von Juni bis Jänner von Mittwoch bis Sonntag betreiben. Und zwar mit dem Team des Hotel Tyrol in Wien, das wegen Corona den Sommer über geschlossen bleibt. „Wenn die Nachfrage da ist, sperren wir durchgängig auf“, so die Hotelierin.
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