Aus für Snowboard-Weltcup am Ötscher
Es ist eine unerfreuliche Nachricht, die mitten im Hochsommer die Ski-Destination Lackenhof am Ötscher und das Tourismusland Niederösterreich erreicht. Die für 2022 erwartete Austragung des Snowboard-Weltcups am Ötscher wird nicht stattfinden. Trotz Bewerbung des NÖ Skiverbandes um das prestigeträchtige FIS-Spektakel (im Zweijahresrhythmus in Österreich) mit den internationalen Stars rund um Lokalmatador Benjamin Karl oder Julia Dujmovits, erteilt die Mehrheitseigentümerin der Ötscherlifte, die Schröcksnadel-Gruppe, dem Event eine Absage.
„Wir werden die Veranstaltung nicht durchführen, dafür gibt es mehrere Gründe. Die werden von uns allerdings gegenwärtig nicht kommentiert“, richtet der Geschäftsführer der Ötscherlifte, Andreas Buder, nach Rücksprache mit seinem Chef Peter Schröcksnadel aus. Der im Juni nach 31 Jahren von der Spitze des ÖSV abgetretene Langzeitpräsident lässt scheinbar wegen mehrerer Konfliktfelder mit den niederösterreichischen Partnern die Muskeln spielen. Verlierer sind das Ötscherdorf Lackenhof und die ohnehin schwächelnden Winterdestinationen in der Region.
Bedauern
Mit Sorge wird die Nachricht bei den NÖ Bergbahnen, nun „Ecoplus alpin“, die eine 40-prozentige Beteiligung an den Ötscherliften halten, beobachtet. „Gründe für die Absage wurden uns nicht offiziell genannt. Wir sind dem Betrieb, dem Standort und der Region verpflichtet“, sagt Geschäftsführer Markus Redl. Er hoffe, der Weltcup-Absage liege „ein kühles Abwägen und eine sachliche Beurteilung“ zugrunde, so Redl. Der Ötscher verliere mit dem Wettbewerb auch wertvolle Medienpräsenz.
Dass ein im letzten Winter zwischen Schröcksnadel und den NÖ Bergbahnen ausgebrochener Disput dazu beigetragen habe, glaubt Redl nicht. Wie berichtet, hatte Schröcksnadel damals angesichts der Corona-Beschränkungen in den Raum gestellt, die Ötscherbergbahnen gar nicht in Betrieb zu nehmen. Dabei kritisierte er auch zu geringen Investitionswillen der öffentlichen Hand am Ötscher.
Präsidentenwahl
Einen möglichen aktuellen Grund, warum Schröcksnadel den Niederösterreichern gerade nicht besonders gewogen sein könnte, stellt die im Juni stattgefundene Wahl der Nachfolge Schröcksnadels im ÖSV-Präsidium dar, berichten Insider. Da kam es zu Misstönen zwischen dem Präsidenten und dem NÖ-Landeschef Wolfgang Labenbacher. Dieser hatte im Tauziehen um Schröcksnadels Favoritin Renate Götschl den Steirer Karl Schmidhofer als Kompromisskandidaten ins Rennen gebracht. Der dann auch neuer ÖSV-Chef wurde.
Ausgesöhnt
Doch Labenbacher, der am gestrigen Freitag von der Weltcup-Absage erfuhr, glaubt nicht, dass das eine Revanche für seine Aktion bei der Präsidentenwahl ist. „Das ist nicht der Grund“, versichert er. Mit Schröcksnadel habe er sich ausgesöhnt. Der NÖ Skiverbandschef vermutet eher die Diskrepanzen um die mangelnde Infrastruktur und eine notwendige Beschneiung auf der Weltcup-Strecke als Hintergrund für die schmerzliche Absage. Um das Snowboarden gebe es im NÖ-Verband derzeit Aufwind, die Pisten am Ötscher gehören in NÖ generell zu den wichtigsten für den Skisport, so Labenbacher. Mit Bedauern werde man zur Kenntnis nehmen müssen, dass wohl die Simonshöhe in Kärnten als Mitbewerber um den Weltcup-Bewerb zum Zug kommt.
Damit bleibt nun die Erinnerung an das letzte spektakuläre Stelldichein der Snowboarder-Weltspitze am Ötscher im Jahr 2018. Denn 2020 kämpften Liftchef Buder und OK-Chefin Michaela Dorfmeister auf verlorenem Posten mit ihren Teams gegen Warmwetterkapriolen. Der Bewerb musste schließlich abgeblasen werden.
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