Aus „bösen“ Sprayern sollen „gute“ Graffiti-Künstler werden
Zeitgenössische junge Kunst oder zerstörerischer illegaler Vandalismus – Graffitis zieren oder verschandeln zunehmend auch im ländlichen Raum öffentliche oder private Wände, Waggons und Straßenunterführungen. Allein bei den ÖBB stieg die Zahl der Graffiti-Delikte von 1.900 Fällen im Jahr 2020 auf 2.400 im Vorjahr. Egal, ob Kunstwerk oder hässliches Sprühwerk – angezeigt wird jeder Fall. 2021 kam ein Schaden von 1,5 Millionen Euro zusammen.
Mithilfe eines Sprayer- Workshops mit Profis versucht der Kulturverein Förderband in Waidhofen/Ybbs die ausdrucksstarke Malerei aus der Dose von vornherein in richtige Bahnen zu lenken. Wilden Sprayern soll der Wind aus den Segeln genommen werden.
Kurs im Sturmfrei
Mit Lackdosen und Holzschichtplatten für die jungen Teilnehmer bepackt, werden dafür am 25. Mai Lukas Friedl und seine Frau Sandra beim Waidhofner Vereinszentrum „Sturmfrei“ anrücken. Denn das Sprayer-Training passiert natürlich nicht im freien Gelände, sondern auf Holzplatten.
„Über Graffiti gilt es viel zu wissen. Das hat mit wildem Herumsprayen nichts zu tun“, sagt Friedl, der mit seiner Frau in Amstetten die Firma „Thor Design“ führt. Ein Unternehmen, das auch auf Industriedesign spezialisiert ist und seine Prototypen mithilfe des 3D-Druckers visualisiert.
Die Liebe zu Graffiti entdeckte Friedl, der acht Jahre in den USA als Eishockey-Profi spielte und dort auch studierte, beim Design-Studium in Salzburg. „Dort gibt es freie Wände für Sprayer. Graffiti sind vergängliche Kunst. Aber wenn dein Werk schon am nächsten Tag auf der Wand übersprüht ist, weißt du, dass es schlecht war“, lernten Lukas und Sandra den Kodex der Sprayer hautnah kennen.
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