Weinkönigin mit Geschmack keltert eigenen Wein
„Ich bin von klein auf mit Leuten im Heurigenbetrieb aufgewachsen. Dabei wird man auch schlagfertig.“ Sophie Hromatka kann sich in Zwiegesprächen wortgewandt behaupten und ist in Sachen Wein um keine Antwort verlegen. Das bescherte ihr den in den Reihen der Winzer hoch angesehenen Titel der Niederösterreichischen Weinkönigin.
Die 22-Jährige, die dem traditionsreichen Winzerhof Erber-Hromatka in Oberwölbling im Bezirk St. Pölten entstammt, setzte sich bei der Wahl einer Fachjury in der Schlussrunde von drei Kandidatinnen durch. „Ihr seid die Geheimwaffe unseres Weinmarketings“, hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Arbeit der Weinköniginnen bei der Krönungsfeier gelobt. Gemeinsam mit ihren Vizeköniginnen Katharina Baumgartner und Magdalene Eser, beide sind Weinviertlerinnen, wird Sophie I. nun zwei Jahre lang bei Präsentationen, Prämierungen und auf Hauerfesten charmanten Lobbyismus in Sachen Wein betreiben. Routinemäßig fallen ihr im zweiten Jahr der Regentschaft auch noch die Agenden der Österreichischen Weinkönigin zu.
Dass nun mit dem Weinbaugebiet Traisental das jüngste der acht Weinbauzonen im Land das prestigeträchtige Königinnenamt besetzt, erfüllt das Tal, aber auch die selbstbewusste Sophie mit Stolz. „Ich sehe es als Statement und als Chance auf die hohe Qualität der Weine in unserem Tal aufmerksam zu machen“, sagt Hromatka. Hauptberuflich ist sie am elterlichen Hof beschäftigt und für das Gäste-Management und das Marketing in dem Top-Heurigen zuständig. Und über die Social-Media-Kanäle versteht sie es, auch junge Publikum für die Weinkultur zu interessieren.
Mostviertler Wein
Geografisch und auch touristisch zählt das Traisental als einziges Weinbaugebiet in NÖ zum Mostviertel. Mit dieser Alleinstellung fühle man sich vom Mostviertelverband gut präsentiert und vermarktet, betont Hromatka, die in Teilzeit auch für den Traisentalverband arbeitet.
Und die Wertschätzung stehe ihrer Heimat auch zu. Denn die Qualität der Weine aus dem Tal, das vom milden Wachauklima und der Frische des Dinkelsteinerwaldes profitiert, bräuchte keine Vergleiche scheuen, ist die Absolventin der Obst- und Weinbau-Kaderschmiede in Klosterneuburg überzeugt. Die profunde Ausbildung dort, aber auch die Kurse zur Sommeliére und die familiäre fachliche Schulung durch ihren Vater, den Winzer Jochen Hromatka, haben die Sensorik der neuen Weinmonarchin seit Jahren ausgebildet.
„Der Papa und ich sind ein Superteam. Ich denke, ich war drei, vier Jahre, als er mir erstmals den Geschmack der verschiedener Weine näherbrachte, damit ich die Unterschiede kenne“, lacht sie. Mittlerweile ist es Sophie, die am Winzerhof oder im Weingarten Verkostungen der acht betriebseignen Weinsorten durchführt. Auch eigene Weine darf sie im Keller bereits vinifizieren. Besonders stolz ist sie da auf ihren „Pet Nat“. Ein besonders fruchtiger trockener Schaumwein, der durch die Flaschengärung auf Hefe (Pétillant Naturel) besonders viele Geschmacksstoffe beibehält. 65 Prozent der sieben Hektar Rebfläche der Familie werden mit Grünem Veltliner bepflanzt. Drei davon sind DAC-zertifiziert. Mit zwei weiteren DAC-Rieslingen belegt der Betrieb den Qualitätsanspruch.
Urgesteinsboden
Wobei Sophie stolz auf die Rieden mit Urgesteinsboden ist. „Diese Kombination aus Lößboden und Konglomerat mit dem klimatischen Einfuß des Dunkelsteinerwaldes bringt uns einzigartige Weine“, ist die junge Weinexpertin überzeugt.
Im elterlichen Top-Heurigen stellt sie ihren Geschmack aber nicht nur beim Kommentieren der Weine unter Beweis. „Jedes Mal, wenn wir ausgesteckt haben, peppe ich unsere Speisekarte mit jungen Gerichten auf“, erzählt sie. Weil zum familiären „Imperium“ der neuen Königin auch ein Schweinemastbetrieb, der in Kapelln/Perschling liegt, gehört und der Vater als Jäger auch Wildfleisch aus dem Dunkelsteinerwald heimbringt, sei das Angebot riesig. Ob Rohschinken-Variationen mit Rucola, Schmankerln mit roter Rübe, Tapas-Schälchen mit Fleischspezialitäten oder der Burger mit „pulled Selch-Pork“, „bislang ist immer alles gut angekommen“, freut sich Sophie.
Wie sich ihr Engagement im Heurigen und im Weingarten in den nächsten zwei Jahren gestaltet, muss sich erst zeigen, der Terminkalender füllt sich rasant. Die Eltern stehen jedenfalls voll hinter den Aktivitäten ihrer Königin. Die hat die ersten Termine mit Krönchen am Kopf bereits hinter sich. Und auch die erste große Rede, beim Jubiläum der ehrenwerten Situla-Weingesellschaft im benachbarten Kuffern steht unmittelbar bevor.
Zur Person
Sophie Hromatka ist 1999 in Unterwölbling im Traisental geboren. Sie besuchte nach der Volksschule das Bundesrealgymnasium in Krems und wechselte dann in die HBLA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg, wo sie 2019 maturierte. 2020 alsovierte Sophie I. das „College for Hospitality and Marketing“ in Salzburg. Seit dem Vorjahr arbeitet sie im elterlichen Betrieb und beim Traisentalverband
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