Anwalt soll betagten Berliner um fast 1,2 Millionen Euro geprellt haben
Madeira, eine der beliebtesten portugiesischen Urlaubsinseln, soll der Dreh- und Angelpunkt eines filmreifen Betrugs sein. Im Mittelpunkt der Affäre steht ein bekannter niederösterreichischer Anwalt, der schon einmal Treuhandgelder verschwinden hat lassen. Er wurde dafür verurteilt, vorübergehend verlor er auch seine Zulassung.
Diese Delikte waren aber nichts, verglichen damit, welche Dimension die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den 58-jährigen Juristen nun angenommen haben. Der Magister soll seinen treuesten Klienten, einen wohlhabenden Deutschen im fortgeschrittenen Alter, um 1.170.000 Euro erleichtert haben.
Verkäufe beauftragt
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt und die Betrugsermittler des nö. Landeskriminalamtes ermitteln wegen des Verdachts der Untreue gegen den Mann. „Er soll als Bevollmächtigter Immobilien seines Klienten veräußert und den Kauferlös auf das Privatkonto seiner Frau überwiesen haben“, bestätigt Staatsanwaltschaftssprecher Erich Habitzl.
Stephan B., ein heute 85-jähriger waschechter Berliner, war durch seine Mutter zu Immobilien in Österreich gekommen. Im Zuge diverser Kaufabwicklungen lernte er den Rechtsanwalt kennen. Da der Deutsche selbst in Madeira ein Hotel, Lokale und Immobilien besaß, verbrachte er auch dort die meiste Zeit.
Geldwäsche-Anzeige
Deshalb beauftragte er 2016 den nö. Anwalt mit dem Verkauf einer Liegenschaft in der Schweiz. Er dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als er zwei Jahre später den dortigen Verwalter anrief, um zu hinterfragen, weshalb das Haus immer noch nicht verkauft sei. Die Antwort war, dass die Immobilie schon vor langer Zeit für mehr als eine Million Euro den Besitzer gewechselt hatte. Stephan B. hatte keinen Tau von dem, was die Ermittler später herausgefunden hatten. Kurz nach dem Immobilienverkauf in der Schweiz hatte bereits die Volksbank eine Geldwäsche-Anzeige beim Bundeskriminalamt eingebracht. Es waren fast 1,3 Millionen Euro auf das Konto der Ehefrau des Anwaltes eingegangen. Das Verfahren wurde aber eingestellt.
Der Jurist eröffnete daraufhin als Zeichnungsberechtigter im Namen des Deutschen ein Konto in Liechtenstein und transferierte 700.000 Euro dorthin. Auch dieses Geld ist laut Insidern weg.
Stephan B. fühlte sich um sein Vermögen betrogen und erstattete in Deutschland Anzeige. Das Verfahren wurde an Österreich abgetreten.
Anklage eingebracht
Als die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bereits Anklage wegen Untreue gegen den Anwalt eingebracht hatte, kam es zum Paukenschlag.
Der Jurist legte dem Staatsanwalt eine eidesstattliche Erklärung vor. Darin bestätigte Stephan B., keinen finanziellen Schaden durch den Anwalt erlitten zu haben. Stattdessen scheint der Jurist bei einigen Firmen des 85-Jährigen in Madeira als Geschäftsführer auf.
Die Staatsanwaltschaft hat begründete Zweifel an der Richtigkeit. Der 85-Jährige soll schwere gesundheitliche Probleme haben. Er wird in Madeira für eine Polizei-Einvernahme gesucht, bestätigt Habitzl.
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