AMS-Jugendprojekt: Anpacken statt Stillsitzen
Die letzten beiden Jahre waren für die 17-jährige Susanne aus dem Weinviertel keine leichte Zeit. Dennoch kann sie rückblickend sagen: „Es ist gut, dass alles so gelaufen ist.“ Susanne hatte zunächst eine HTL in Mistelbach besucht, verlor jedoch zusehends die Freude am Lernen. Ein Wechsel in das BORG in Deutsch-Wagram sollte helfen. Zwei Tage war Susanne an der Schule, dann kam der nächste Lockdown. „Ich konnte dort niemanden kennenlernen und habe auch kein Fach gefunden, das mir wirklich gefällt“, schildert die junge Frau ihre Erfahrungen in der Corona-Krise.
Ihre Mutter war es, die Susanne auf das Berufsinformationszentrum des AMS Gänserndorf aufmerksam machte. Nach dem Schulabbruch im Sommer 2021 suchte sie nach einer Lehrstelle. Die Angst, erneut zu scheitern, war groß. Doch dann ergab sich mit dem AMS-Partnerprojekt „Get up – Stand up“ in Gänserndorf ein neue Chance in Susannes Leben, die alles verändern sollte.
Die Corona-Pandemie hat für viele Jugendliche gravierende Folgen. Soziale Isolierung und Distance Learning haben zu Motivationsverlust und Misserfolgen geführt – und dazu, dass man mit dem klassischen Schulsystem nichts mehr anfangen kann. „Bestimmte Jugendliche brauchen sehr intensive sozialpädagogische Zuwendung, echte Arbeit für die Hände und nicht mehr für den Kopf – Schluss mit Lernen oder Kursbesuchen“, weiß Sven Hergovich, Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice NÖ. Daher wurden Anfang des Jahres Pilotprojekte gestartet, die jungen Menschen genau das bieten. Neben Amstetten, Schwechat und Ternitz wurde auch Gänserndorf dafür ausgewählt; ein Standort im Bezirk Lilienfeld soll folgen.
Fit für den Berufseinstieg
Bei „Get up – Stand up“ werden junge Menschen auf den Einstieg in die Arbeitswelt und Berufsausbildung vorbereitet, der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Umwelt und kreatives Arbeiten. Und in Letzterem hat sich Susanne wiedergefunden; die Werkstätten der Anlagen sind ihre Welt, sie kann sich beim Bau von Holzmöbeln, dem Nähen von Stuhlkissen oder dem Verzieren von Spinds mit Sprühlack so richtig austoben. Ihr Ziel: Sie will eine kunsthandwerkliche Schule im Burgenland besuchen, um sich ihren Traum, nämlich ein eigenes Bastelcafé, erfüllen zu können.
Die neuen Jugendprogramme laufen vorerst bis Ende des Jahres. In Summe werden 61 Plätze in Niederösterreich eingerichtet, aktuell nutzen 45 Jugendliche das Angebot. Bis zu fünf Monate, wenn nötig auch länger, können sie im Projekt bleiben. Aus den Erfahrungen wird das AMS entscheiden, ob das Programm weiter ausgerollt wird.
Kommentare