Alter Stoff mit neuem Fokus bei den Sommerspielen in Melk
„Dass Theater Neues bieten muss, liegt in seiner DNA“, sagt Alexander Hauer, künstlerischer Leiter der Sommerspiele Melk. Was aber nicht heißt, dass nicht auch historischer Stoff seinen Weg auf die Bühne finden kann – aber eben mit einem kritischen Blick, auch auf die moderne Gesellschaft.
„Insbesondere freut es mich, dass wir heuer zusammen mit außergewöhnlich talentierten Frauen ein fesselndes und nicht zuletzt hochaktuelles Stück auf die Bühne bringen werden“, so Hauer. Denn er hat sich für die neue Saison die Autorin Magda Woitzuck und Regisseurin Christina Gegenbauer mit ins Boot geholt. Erstmals in der Geschichte der Sommerspiele Melk ist die Regie damit in weiblicher Hand. Gezeigt wird mit „Kassandra und die Frauen Trojas“ eine moderne Erzählung des antiken Mythos über eine tragische Heldin, die den weiblichen Blick auf eine patriarchale Welt zeigt und dabei Parallelen zu vermeintlich modernen Gesellschaftsstrukturen zieht. Die Produktion feiert am 14. Juni in der Wachauarena Melk Premiere.
Mit Tradition brechen
Die Neulengbacher Autorin Woitzuck verändert den Blickwinkel auf den trojanischen Krieg. Ihre Interpretation des Mythos bietet eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten, Assoziationsmöglichkeiten und Reflexionen für die Gegenwart. „Für mich thematisiert ‚Kassandra und die Frauen Trojas‘ die Selbstbestimmung und Verantwortung sowie die patriarchale Tradition und das Brechen damit“, sagt die Autorin. Es gehe um Macht und Ohnmacht, und um die Angst, die Gunst des Mannes zu verlieren – bis heute ein existenzielles Problem für Frauen in patriarchalen Gesellschaften. „Denn wer die Gunst des Mannes verliert, der wird abgeschnitten: von Geld, von Sicherheit, von Erfolg“, stellt Woitzuck fest.
Die St. Pöltner Regisseurin Gegenbauer ist mit der Umsetzung des Schauspiels betraut. Sie greift gerne gesellschaftlich relevante Themen und Fragen nach Werten auf und erhielt dafür 2022 den Ödön-von-Horvath-Förderpreis. „Als ich 2005 als Jugendliche die ‚Nibelungen‘ in Melk gesehen habe, stand für mich der große Wunsch fest, auch selbst einmal hier zu inszenieren“, freut sich Gegenbauer.
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