Jérôme Junod stellt in seinem theatralischen Biopic des antiken Herrschers subtil Bezüge zur Aktualität her und lässt die Figuren in lockerer Umgangssprache miteinander kommunizieren. Intendant Alexander Hauer, der selbst Regie führt und bei Bedarf auch im Ensemble einspringt, rückt auf Daniel Sommergrubers grell-oranger Bühne das Geschehen mit dem eher entbehrlichen Begleitsound (Jakob Kammerer) mit Schlagzeugrhythmen, elektronischen Klängen und einem poppigen Finale in Show-Nähe.
Das geht auf Kosten der Sogwirkung des Texts und erzeugt Längen. Aber sei’s drum, gespielt wird von einem engagierten Ensemble und das mehr als beachtlich.
Im Zentrum steht Sebastian Pass, der Neros Metamorphose vom verzogenen Buben zum Mutter- und Gattinnenmörder mit Verve vollzieht. Zwischendurch zitiert er „schtzngrmm“ von Ernst Jandl. Wenn er nach der Pause das Modell einer antiken Stadt anzündet und von einem neuen Rom zu fantasieren beginnt, zeigt er einen geistig Entrückten.
Maxi Blaha stellt Neros Mutter als aufgedonnerte Intrigantin dar. Feinste Darstellungskunst bringt Thomas Kamper als Seneca auf die Bühne. Seine scharfe Figurenzeichnung demonstriert, dass er dort fehlt, wo er unter anderen Direktoren wirkte, am Burgtheater oder am Volkstheater. Sophie Prusa ist eine heutige Poppea, Julia Jelinek eine sympathische Acte, Claudia Carus berührt als Octavia, Kajetan Dick ergänzt formidabel als Senator. Susanne Zobl
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