Altbacken und fad? Warum Teenager Mödling uncool finden

Die Stadt Mödling soll "subjektiv sicherer" werden.
Die Bevölkerung wird älter, Angebote für Junge gibt es immer weniger. Schwindet die Toleranz für Jugendliche?

Zwei Gymnasien, drei berufsbildende höhere Schulen, fünf Volksschulen – Mödling ist eindeutig eine Schulstadt. Aber ist Mödling auch eine Stadt für Jugendliche?

Diese Frage beschäftigt Politik und Bevölkerung der Bezirkshauptstadt schon länger. Als bekannt wurde, dass ein Ballspielplatz dem Neubau eines Kindergartens weichen musste, flammte die Diskussion nun neu auf.

Altbacken und fad? Warum Teenager Mödling uncool finden

Tatsächlich zeigt die Statistik: Mödling überaltert rasant. 45,1 Jahre beträgt das Durchschnittsalter in der Stadt. Der Anteil der unter 30-Jährigen betrug im Vorjahr nur 28,7 Prozent. Österreichweit sind es 31,5 Prozent. Ihr Anteil sinkt von Jahr zu Jahr. „Mödling ist aus meiner Sicht keine Stadt der jungen Menschen“, sagt selbst der SPÖ-Jugendstadtrat Stephan Schimanowa.

„Die Gefahr, die wir sehen, ist, dass wir den Lebensatem aushauchen in Mödling“, sagt der 2. Vizebürgermeister Rainer Praschak (Grüne). Jugendliche würden oft als Störfaktor gesehen. Angebote würden ihnen in der Stadt kaum mehr gemacht.

„Law and Order“

Im Gegenteil: So seien laut Praschak in den vergangenen Jahren nach immer massiveren Anrainerbeschwerden Bänke von öffentlichen Plätzen entfernt und Veranstaltungsangebote radikal gestrichen worden.

„Es herrscht eine Law and Order Attitüde in Mödling“, konstatiert Praschak. Jugendlichen, die im Park unerlaubter Weise Fußball spielen, würde da vonseiten der Stadtführung in sozialen Medien durchaus indirekt mit der Polizei gedroht. Die Folgen: Sie ziehen weg – und kommen mangels Identifikation kaum mehr zurück in die Gemeinde.

„Es gibt wenige Flächen, wo Jugendliche erwünscht sind“, findet auch der grüne Gemeinderat Tim Pöchhacker, selbst 23 Jahre alt – und damit Zielgruppe. Corona habe das Problem noch verschärft. „Aber die Stadt soll ja keine Kulisse sein“, meint er.

Eine aktuelle Untersuchung zur Freiraum-Versorgung in der Schöffelstadt – einem dicht verbauten Grätzel in Mödling – gibt den Grünen recht. Tatsächlich, so konstatiert ein Büro für Landschaftsplanung, fehlen in fast allen Teilen der Schöffelstadt entsprechende Parks.

Altbacken und fad? Warum Teenager Mödling uncool finden

Dabei gibt es bei Jugendlichen großen Bedarf an sogenannten konsumfreien Räumen, also Orten, in denen sie ungezwungen beieinandersitzen können, erklärt Jugendforscher Matthias Rohrer. Gebe es keine entsprechenden Angebote, würden sie sich öffentlichen Raum aneignen.

„Die Bushaltestelle im Ort, der Spiel- oder Sportplatz. Das birgt Konfliktpotenzial“, sagt er. Zwar gibt es in Mödling ein Jugendzentrum oder auch einen Skaterplatz, doch das ist vielen Jungen zu wenig.

Auch Verbote, wie jenes, das Ballspielen im Park untersagt, würden Probleme nicht lösen, betont der Experte. „Es braucht hier Alternativen.“ Sinnvoll sei es, Orte zu finden, an denen die Jugendlichen „jung“ sein können.

Und hier könnte sich nun doch Bewegung in Mödling abzeichnen. Bereits vor zwei Jahren hat die Stadt eine Jugendkulturstudie beauftragt, die allerdings noch nicht abgeschlossen ist, wie Stadtrat Schimanowa erklärt.

Zudem wurde eine „Taskforce Jugend“ gegründet, in die Vereine, Jugendarbeit und das Jugendzentrum eingebunden sind, „um zu schauen, was es braucht“. Auch hier haben Jugendliche den Wunsch nach mehr Freiraum geäußert.

Jugendkultur

Dem soll nun entsprochen werden. Bei der Gestaltung des neuen Schöffelparks will man auf Rückzugsorte für Junge achten. Ein Antrag der Grünen im Gemeinderat, den Jungen mehr Aufenthaltsflächen und Bänke an öffentlichen Plätzen zur Verfügung zu stellen, wurde kürzlich einstimmig angenommen.

Bleibt ein weiterer Wunsch der Teenager: Mehr Fortgehmöglichkeiten und Veranstaltungen abseits der Hochkultur. „Hier ist seit zehn Jahren nichts mehr gemacht worden“, meint Lokalbetreiber Paul Schnecker. Denn während einst in Mödling Lokaltouren möglich waren, werden nun die Gehsteige um 22 Uhr hochgeklappt.

Hier soll im Herbst eine Kulturplanung unter Einbeziehung der Jungen starten, erklärt Schimanowa. „Wir versuchen, das Kulturprogramm jugendtauglich zu machen.“ Und was ist mit den Beschwerden der Anrainer? „Ich habe kein Problem, diese Diskussion zu führen.“

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